Zeev Sternhell
Sternhell wurde 1935 in PrzemyÅ›l, Polen, in eine jüdische Kaufmannsfamilie hineingeboren, die deutsche Besatzung überlebte er als Katholik getarnt, während seine Mutter und seine Schwester Opfer des Holocaust wurden. Nach Kriegsende ließ er sich katholisch taufen, gelangte aber 1946 mit einem Kindertransport des Roten Kreuzes nach Frankreich, wo er seine polnischen Wurzeln und den Katholizismus hinter sich ließ. Im Alter von 16 Jahren emigrierte er allein nach Israel. Sternhell nahm als Soldat der israelischen Streitkräfte an mehreren Kriegen, etwa dem Sechs-Tage-Krieg, teil.
Mit seinen politischen Kolumnen in der Zeitung Haaretz wurde er zu einem der bekanntesten Linken Israels, dessen Kritik an den jeweiligen Regierungen zu vielen Kontroversen führte. Im September 2008 wurde von einem israelischen Rechtsextremen ein Bombenanschlag auf Sternhell verübt, den dieser leicht verletzt überlebte.
Weltbekannt wurde Sternhell mit seinen Arbeiten über Maurice Barrès, die französische extreme Rechte, den Nationalismus in Frankreich, die Entstehung der faschistischen Ideologie (deren Wiege er in Frankreich sah, was in Frankreich zu heftigen Debatten führte) und den „Krieg gegen die Aufklärung“. Zeev Sternhell war emeritierter Professor für Geschichte an der Hebräischen Universität in Jerusalem und lebte in Tel Aviv. Er nahm weltweit zahlreiche Gastprofessuren wahr.
Er veröffentlichte unter anderem: „Maurice Barrès et le nationalisme français“ (1972) „Neither Right nor Left. Fascist Ideology in France“ (1983), „The Birth of Fascist Ideology“ (1989, deutsch: „Die Entstehung der faschistischen Ideologie“, verfasst mit Mario Sznajder und Maia Asheri, Hamburg 1999) und „The anti-enlightenment tradition“ (2010). Im Verbrecher Verlag erschien 2004 und in einer Neuausgabe 2019 sein Band „Faschistische Ideologie“ (übersetzt von Volkmar Wölk).
Sternhell starb am 21. Juni 2020 in Tel Aviv.