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Blog

Von Frédéric Valin

Das Leben des Menschen ist kurz. Wer sich betrinken will, hat keine Zeit zu verlieren. (Arno Schmidt ) Trinker sind Pazifisten, sie können gar nicht anders. Sie haben es im Blut, und „es“ meint hier den Alkohol. Als Joseph Kessel in den 50ern Amerika besuchte, um eine Artikelserie über die Anonymen Alkoholiker in New York zu schreiben, traf er recht oft auf Abstinente, die mit dem Trinken aufhörten, weil sie ihre Musterung nicht bestanden hatten (und entsprechend nicht nach Europa fahren durften, um dort umzukommen).

Wer säuft, ist für den Krieg ungeeignet, Charles Bukowski wurde 1943 wegen Untauglichkeit wieder nach Hause geschickt, und Dylan Thomas, König der Säufer und Kriegsgegner bis ins Mark, kam derart rotzbesoffen zu seiner Musterung, dass man beschloss, ihn nicht in die Normandie zu schicken, um sich da von der Wehrmacht totschießen zu lassen. Wenn wir heute ihre viel zu frühen Tode beklagen (1) – , vergessen wir also gerne, dass der Alkohol ihnen sehr wahrscheinlich eher ein paar Jahre geschenkt hat. Das ist Ironie.

Wie der griechische Dichter Anakreon, seines Zeichens der erste von vielen literarischen Säufern, zu sagen pflegte: Es ist besser, betrunken auf dem Boden zu liegen als tot. Er starb 495 v. Chr., da war er 85 Jahre alt, als er sich an einer Traube verschluckte. Wäre er beim Wein geblieben, wäre er vielleicht heute noch am Leben.

(1) Insbesondere bei Dylan Thomas, der knapp 39-jährig in New York an seiner letzten Bestellung eingegangen sein soll. Es seien wohl an die 18 Whiskey gewesen, die er an jenem Tag trank, dann: Alkoholvergiftung, fünf Tage Koma, Exitus. Seine letzten Worte waren: „Ich glaube, das war Rekord.“

Auszug aus „Trinken gehen“ von Frédéric Valin, erschienen im Frohmann Verlag.