Herausgegeben und mit einem Nachwort von Krista Maria Schädlich.
Auch als E-Book in allen einschlägigen Stores erhältlich (Epub / Mobipocket für 12,99 €).
„Eine junge Frau, die von ihren besten Freunden Catt genannt wird, verdient in Ostberlin als Taxifahrerin ihr Geld. Das Taxifahren ist nur ein notwendiger Job. Catt ist eine Schriftstellerin, die die Erfahrungen ihres Arbeitsalltags und ihrer persönlichen Beziehungen einerseits in ausgearbeiteten Prosaskizzen, andererseits in bloßen Arbeitsnotizen festhält. Catt ist auf der Suche nach ihrer Freundin Janina, die plötzlich verschwunden ist. Janina war Assistentin am Kunsthistorischen Institut der Universität. Die Nachforschungen über Janinas Verbleib zeichnet Catt mit dem literarischen Anspruch auf, Janinas Geschichte zu schreiben – so entsteht eine Geschichte in der Geschichte.“
Krista Maria Schädlich hat zusammen mit Hans Joachim Schädlich die „Catt“-Geschichte rekonstruiert – aus dem Konvolut, das seit Jahren im Deutschen Literaturarchiv Marbach liegt, sowie anhand der Korrespondenz von Hans Joachim Schädlich mit dem Hinstorff Verlag in den Jahren 1971 bis 1976 ergänzt.
In ihrem Nachwort erzählt sie die Geschichte des Romanfragments, erklärt, warum der Text nicht erscheinen konnte und Fragment blieb, und beschreibt zugleich die privaten ost-westdeutschen Schriftstellertreffen, an denen zwischen 1974 und 1977 über 40 Autoren teilnahmen, u. a. Bernd Jentzsch, Sarah Kirsch, Günter Kunert, Günter Grass, Uwe Johnson, Nicolas Born und die Schädlichs. So erzählt das Nachwort zugleich von der Geschichte des nicht-offiziellen literarischen Diskurses in der DDR.
Aus eben diesem Grund ist „Catt“ auch nach vierzig Jahren noch immer eminent lesbar, denn da ist kein Wort zu viel und bei aller Detail-Genauigkeit bereits diese unnachahmliche Schädlich-Distanz, die untrügliche Ahnung um das Verfallsdatum jener verschmierten, grauen Welt, in der die Menschen kleingemacht werden sollten.
Marko Martin / Die Welt
Die für Schädlich typische feinnervige Beobachtungsgabe, mit der er das Verhältnis zwischen den Mächtigen und den Un-mächtigen beleuchtet, ist trotz des fragmentarischen Charakters der Aufzeichnungen deutlich herauszulesen. Auch die Lakonie, die sprachliche Verknappung auf das Wesentliche und die kritische Distanz dem eigenen Text gegenüber sind hier bereits im nuce erkennbar.
Cornelia Staudacher / Deutschlandfunk – Büchermarkt
Die Frühform von Schädlichs virtuos entwickelter poetischer Sachlichkeit kann man in dem nun veröffentlichtem Romanfragment „Catt“ beobachten. […] Man muss kein spitzfindiger Leser sein, um in dieser unvollendeten, gleichwohl lesenswerten Geschichte etliche Bezüge zu realsozialistischen Umständen, Schikanen und Zwängen zu entdecken, auch wenn der Text weit mehr beinhaltet als das.
Ulrich Rüdenauer / MDR Figaro
Er [der Text „Catt“] zeugt davon, dass Hans Joachim Schädlich – kaum überraschend – von Anfang an diesen einzigartigen Ton anschlug, der später oft als meisterhafter Lakonismus gepriesen wurde und im Grunde auf einem tiefen Respekt für die einzelnen Wörter beruht.
Lena Bopp / Frankfurter Allgemeine Zeitung
Schon in diesem Fragment all das, was die Literatur von Schädlich ausmachen wird. Die Lakonik, mit der Gewöhnlichkeit betrachtet wird, paart sich auf seltsame Weise mit einem Geheimnisschleier, der von E.T.A. Hoffmann stammen könnte. Sätze wie Puzzleteile. Langsam erkennbar die Bildumrisse. Der Blick in eine menschensortierende, angstschaffende Struktur hat eine Nüchternheit, die nichts ahnen und gerade deshalb so provokant aufhorchen lässt.
Hans-Dieter Schütt / neues deutschland
„Catt“. Das Fragment gebliebene Manuskript zeugt bereits vom hohen Sprachbewusstsein des Autors, und schon damals ließ er Identitäten gern im Unklaren. Es zeigt ein unstetes Leben im Land der Ordnung.
Cornelia Geissler / Frankfurter Rundschau
„Catt“ hätte eine spannende Prosaarbeit werden können, wenn Schädlich sie vollendet hätte. […] Zu einem literarischen Zeugnis aber wird „Catt“, weil es der Herausgeberin gelungen ist, die Bedeutung dieses Fragments als ein Beispiel für die Literaturverhältnisse der siebziger Jahre in der DDR herauszustellen.
Michael Opitz / WDR 3
Hier liegt ein Romanfragment vor, das es in mehrfacher Weise in sich hat. Ungewöhnlich ist zunächst die Tatsache, dass der Erstlingsversuch eines der bedeutendsten deutschen Schriftsteller zum 80. Geburtstag nachgereicht wird, zumal der dargebotenen Text in seiner suggestiven Kraft eine Sogwirkung ausübt und unverstellte Szenen im Berlin der DDR freigibt. Zum anderen sind es die von der Herausgeberin Krista Maria Schädlich in ihrem umfangreichen Nachwort geschilderten Umstände, die das vorliegende Fragment zu einem Dokument nicht nur einer rigiden DDR-Kulturpolitik, sondern auch der deutsch-deutschen Literaturgeschichte ausweist.
Volker Strebel / literaturkritik.de