• 0 Items - 0,00 
    • No products in the cart.

Shop

Das Berührungsverbot

13,00 

Broschur, 224 Seiten, vergriffen

Nicht vorrätig

9783935843676

In dem Roman „Das Berührungsverbot“, der erstmals 1970 erschien, widmete sich Gisela Elsner, diese genaue Beschreiberin der deutschen Verhältnisse, einem Modethema: der sexuellen Befreiung. In ihrem „Anti-Porno“ (Emma) wollen mehrere Paare sich im so genannten Gruppensex üben, um der Spießigkeit ihres bisherigen Lebens zu entfliehen. Doch der Ausbruch, der nie einer war, endet nur in einem Akt unglaublicher Rohheit, die versuchte Befreiung von der bürgerlichen Enge wird zur Gewalttat.
Katharina Rutschky schrieb in der Frankfurter Rundschau: „Ist Gisela Elsner mit ihrer ungebändigten Lust an der Groteske und ihrem Insistieren auf einem apsychologischen Konstruktivismus nicht eine ältere Schwester von Elfriede Jelinek, die mit dieser Methode und teilweise vergleichbaren Inhalten bis heute erfolgreich ist?“

Von Beginn an – und überdeutlich im neu aufgelegten „Berührungsverbot“ – war für die Elsner Sexualität eine Variante der Rohheit, Gewalt und gegenseitigen Erniedrigung; Gier gleich Geldgier, Umarmung gleich Erstickung, Teilnahme als Besitzergreifung. „Das Berührungsverbot“ ist eine Danse macabre wie fast alle ihre Bücher: Gruppensex hüftenwülstiger und kahlköpfiger Ehepaare, deren Tatscherei alsbald Gewaltgelüste offenbart: das Kaufhaus-Sofa als Hinrichtungsstätte, der falsche Perser wird zur Gummi-Unterlage, „mach keine Flecken“. Elsners Gefriermethode, mit der sie jegliche Bewegung ihrer Figuren erstarren lässt, bedient sich eines Sprachröntgenapparats; sie taucht die Floskeln ihrer Reihenhausbesitzer zum Lackmustest in ein Reagenzglas, und siehe, man liest „seinen Mann stehen“ oder „die ist keinen Groschen wert“ plötzlich klarer. Ihr „er hält Ausschau nach seiner mit diesem Haus in Kauf genommenen Frau“ macht Zusammenhänge deutlich, weit über die Paradoxie hinaus.
Fritz J. Raddatz / Welt am Sonntag

Gisela Elsner, die selbst aus einer gutbürgerlichen deutschen Familie stammt, attackiert in all ihren Werken die Bürgerlichkeit aufs Schärfste. Auch im „Berührungsverbot“ nimmt sie sie ins Visier – und konfrontiert sie zusätzlich mit den Träumen und Idealen der 68er Generation. Freie Liebe, das Ausbrechen aus gesellschaftlichen Zwängen, das Umkrempeln von Konventionen – all diese Versprechungen werden entlarvt, werden umgedreht und ins Groteske pervertiert. In kreisenden Bewegungen beschreibt sie eine Person nach der anderen, eine Familie nach der anderen; sie entlarvt Machtstrukturen und Grenzüberschreitungen, präsentiert Heuchelei und Boshaftigkeit am Silbertablett.
Elisabeth Gollackner / FM 4

Das Buch wurde von Elsner als Antiporno konzipiert und fiel in die Zeit der sexuellen Revolution der 68er Bewegung. Der Roman führte sie aber gleichsam ad absurdum, da er sich gegen die Verlogenheit der bürgerlichen Moral richtete. In Folge des Erscheinens fühlten sich die Sittenwächter der siebziger Jahre zum Handeln aufgerufen, denn in der Schweiz wurde die Zeitschrift „Konkret“, die Auszüge daraus veröffentlichte, konfisziert, und in Österreich wurde der Roman sogar als jugendgefährdende Schrift verurteilt. Heute liest er sich hingegen ungemein amüsant, und der Leserin treibt es so manches mal die Lachtränen in die Augen, wenn sie den halbherzig und unbeholfen ausgeführten Sexualpraktiken der ProtagonistInnen beiwohnt. Sie scheitern letztendlich an der Doppelmoral und das Triebhafte in ihnen bleibt verkümmert auf der Strecke.
Silvy Pommerenke / Aviva-Berlin.de

Drastisch schildert die Autorin den verlogenen Versuch dieser Paare, aus der Spießigkeit ihres Lebens auszubrechen – ein Gewaltakt, der wiederum in einem solchen endet. Die Kritik an den Errungenschaften der so genannten 68er-Generation ist unübersehbar. Ergebnis ist ein Beziehungselend und eine Doppelmoral, die den vorangegangenen Missständen in nichts nachstehen. Die angebliche sexuelle Revolution hat für die meisten Frauen kaum Veränderungen gebracht. In den Eheritualen sind sie gefangen wie eh und je: „Dittchen, der gehen wollte, meinte, dass das Fremdgehen beiderseits – ein Mann, rief er, kann sich mitunter mal vergessen – ihre Ehe zerrütte. ,Wenn du dich dazu hergibst‘, drohte Dittchen seiner Frau, ,bist du mir keinen Pfennig wert‘.“
Dörte Miosga / Intro

Ähnliche Titel