Shop

DIE 120 TAGE VON SODOM / FIVE EASY PIECES

16,00 

232 Seiten, Broschur

Herausgegeben von Stefan Bläske
Mit Beiträgen von Kristof Blom, Rolf Bossart, Georg Kasch, Gwendolyne Melchinger, Dirk Pilz, Patrick Primavesi, Klaus Theweleit und Stefan Zweifel

Milo Raus Zweiteiler über Repräsentation und Reenactment, Macht und Gewalt wagt das Unerhörte: In „Five Easy Pieces” bringt er mit Kindern ein Stück über den Kinderschänder und Mörder Marc Dutroux auf die Bühne, in „Die 120 Tage von Sodom” adaptieren geistig behinderte Schauspieler Pasolinis gleichnamigem Skandalfilm.
Zwei Versuche über das Spielen und das Zuschauen, die Wirklichkeit und die Illusion, das Leben und das Überleben. Zwei Versuche darüber, was Theater kann und was Kunst darf. Wie kann man mit Kindern und Jugendlichen zwischen 8 und 13 Jahren das Leben und Wirken eines Kindermörders darstellen? Und wie mit Schauspielern mit Down-Syndrom die brutale Vernichtung des Lebens, den Faschismus und Sadismus? Grundsätzliche ästhetische und performancetheoretische Fragen verbinden sich mit moralischen: Wie können Kinder verstehen und zeigen, was Einfühlung, was Alter, Verlust, Unterwerfung und Rebellion bedeutet? Wo liegen die Grenzen des Erträglichen, wenn geistig Behinderte auf offener Bühne gefoltert und mit ihrer eigenen Abtreibung konfrontiert werden? Wo endet die Illusion, wo beginnt die Wirklichkeit? Undwas geschieht mit uns, wenn wir dabei zusehen?
„Five Easy Pieces”, seit der Premiere im Frühjahr 2016 in über 30 Städten von Brüssel über Berlin bis Singapur zu sehen, wird weltweit von Zuschauern und Presse gefeiert: „Atemraubend, analytisch klar und grauenvoll“ (Süddeutsche Zeitung), „Ein Meisterwerk. Die beeindruckendste Performance seit 10, 15 Jahren“ (RTBF), „Unbeschreibliches ist gelungen“ (Die Welt).
„Die 120 Tage von Sodom”, die Milo Rau gemeinsam mit dem Schauspielhaus Zürich und dem Theater HORA produziert und bereits im Vorfeld für Debatten sorgte, feierte zeitgleich zum Erscheinen des Buchs im Februar 2017 Premiere.
Neben den kompletten Stücktexten versammelt der Doppelband zahlreiche Dokumente und Materialien: Fotos, Probenberichte und Interviews mit künstlerischen Beteiligten, Essays zu Pasolini und De Sade, zur Theaterarbeit mit Kindern und geistig Behinderten, zu Kunst und Katharsis u. a. von Kristof Blom, Dirk Pilz, Patrick Primavesi, Klaus Theweleit und Stefan Zweifel.

Doch die Inszenierung von Milo Rau reiht sich eben nicht ein in die Suche nach dem Tabu-Bruch, in das Überschreiten von Schmerzgrenzen, sondern sie unterläuft sie. […] Das gefeierte Theater Hora ist das Reservat, das sich diese auf ihre Inklusions-Ansprüche stolze Gesellschaft leistet, während sie andererseits dafür Sorge trägt, dass Behinderung ein Auslaufmodell ist. Und plötzlich wird die grausame Vernichtung von Leben in den „120 Tagen“ zu einem Echo von etwas, das auch jetzt passiert, aber unter dem Vorzeichen von medizinischem Fortschritt und Praktiken der Kontrolle. Das sei einer der „Grundwidersprüche der Zeit“ sagt Milo Rau im Begleitbuch.
Katrin Bettina Müller / taz. die tageszeitung

Mehr als „Sodom“ ermöglicht „Five Easy Pieces“ ein Nachvollziehen gesellschaftlicher Machtmechanismen. […] Wichtige Anregungen zu den Themen Macht, Gewalt und Darstellbarkeit liefern beide Stücke. Ein Band mit den Stücktexten sowie begleitenden Aufsätzen ist im Verbrecher-Verlag erschienen.
Robert Best / junge Welt

Leseprobe als PDF in neuem Fenster öffnen

Ähnliche Titel