Seit Menschen sich in literarischer Form äußern, wird auch das Verhältnis von Literatur und Gesellschaft erörtert, also die Frage nach dem Resonanzraum, in dem Literatur stattfindet und den sie über das Medium Sprache und zumeist auch über ihre Darstellungsmotive zwangsläufig in irgendeiner Weise interpretiert. Gibt es eine Verpflichtung, dass Literatur sich kritisch auf die Gesellschaft bezieht? Oder muss die Literatur frei sein von allen Ansprüchen, die von außen an sie gerichtet werden? Diese Frage wurde je nach historischer Phase unterschiedlich beantwortet. Aktuell scheinen die Deutsche Literatur und alle, die mit ihr umgehen, nicht allzu sehr mit der sie umgebenden Wirklichkeit befasst – das war die Diagnose, die Enno Stahl in seinem Band „Diskurspogo“ stellte.
Auch heute hat sich daran nichts geändert – im neuen Band »Diskursdisko« arbeitet Stahl sein Gegenkonzept eines analytischen Realismus weiter aus und nimmt verschiedene Bereiche des Betriebs, die Rolle des Autors bzw. einige literarische Subgenres kritisch in den Blick. Außerdem schaut er in die Geschichte und analysiert subversive Schreibentwürfe aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg.
Inhalt
VORWORT
I LITERATUR UND GESELLSCHAFT
Texte zur „Kessler-Debatte“
Literatur und Großbürgertum. Die soziale Undurchlässigkeit des deutschen Literaturbetriebs / Raus aus der Oberschicht. Die deutsche Literatur ist tatsächlich ein Closed Shop / Darf’s vielleicht ein bisschen mehr sein? Eine Antwort auf Jan Wiele und andere
Analytischer Realismus im Roman
Für eine Selbstermächtigung der Literatur
Wege, Visionen, Praxisformen
Literatur und Markt
Der Beruf des Autors
Muster der Selbstoptimierung
II POP, UNDERGROUND, ÄSTHETISCHE SUBVERSION
Am Anfang war das Wasserglas …
Die Wiederentdeckung der Mündlichkeit: Pop, Trash, Poetry Slam am Rhein. Eine Selbstauskunft
Rawums – Die „Neuen Wilden“ der Literatur
Der Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch und die „Popliteratur“ der 1980er Jahre
„Hier sind alle into art“
Hipster und Literatur
III HISTORISCHE AVANTGARDE UND POLITISCHE ÄSTHETIK
„Die Welt will betrogen sein, gewiss. Sie wird sogar ernstlich böse, wenn du es nicht tust.“
Walter Serner – Presse-Blague, Hochstapelei und der Nihilismus des l’ennui
Bio-Politik oder ‚Das abstrakte Spiel der Produktivkräfte‘
Franz Jungs „Eroberung der Maschinen“
Karl Otten und der TAT-Kreis
Vom Rheinland in die Anarchie
ANHANG