Auch als E-Book in allen einschlägigen Stores erhältlich (Epub / Mobipocket für 13,99 €).
Karl Franz Lembke war ein Mann mit vielen Gesichtern. Für die einen, die ihn kennenlernten, war er der Dr. Allwissend, erfahren in Politik, Medizin, Pferdezucht und was immer gerade gefragt war, für andere, zu anderen Zeiten, ein mitleiderregender Zuchthäusler, doch stets ein Mann mit außergewöhnlichen Qualitäten.
KFL wusste seine Talente geschickt zu nutzen – in Deutschland ebenso wie in Frankreich. Als junger, mehrmals straffällig gewordener Mann verlässt er sein Heimatland, gelangt im Zuge der Emigrantenströme nach Paris, wo er sich mit Charme und Verführungskunst in höhere Regierungskreise einschmeichelt, Generäle und Verwaltungsbeamte düpiert, bei Ausbruch des Krieges nach Südfrankreich flüchtet und mit allerhand Hochstapeleien seine Haut vor dem Zugriff der deutschen Besatzer rettet.
Nach dem Krieg vagabundiert er durch Westdeutschland, betört Frauen durch märchenhafte Geschichten und erdichtet sich immer neue Identitäten. Er landet im Knast, bringt eine Aufführung von »Warten auf Godot« in eigener Übersetzung zustande, wechselt herzerweichende Briefe mit dem Autor Samuel Beckett und beschäftigt die deutsche und die französische Justiz nach seiner Freilassung noch jahrzehntelang.
Erika Tophoven, deren Mann Elmar unmittelbar in das Geschehen involviert war, rekonstruiert in einem spannenden Text den kurvenreichen Weg dieser Beckett’schen Bühnenfigur. Es ist ihr gelungen, anhand von unveröffentlichten zeitgeschichtlichen Dokumenten einen Blick auf die Lebensverhältnisse des vorigen Jahrhunderts diesseits und jenseits des Rheins zu werfen.
Gewählt auf die Sachbuchliste des Monats Februar 2016 von NDR und Süddeutscher Zeitung.
Erika Tophovens „Godot hinter Gittern“ liest sich fast wie ein Krimi. Spannend erzählt sie von ihrer Recherche in Gefängnissen und Archiven und von ihrer Annäherung an eine Figur, die sich immer wieder entzieht – bis zum Schluss. Sie rekonstruiert knapp und schnörkellos die Fakten, ohne zu psychologisieren. Eine Geschichte, die von der ersten bis zur letzten Seite fesselt und neugierig macht, noch mehr über diesen Hochstapler zu erfahren.
Susanne von Schenck / hr2
Tophoven schildert all dies in einem nüchternen, aber auch neugierigen Ton und montiert ihren Bericht mit Fotos und Dokumenten aus diesem Leben, das die meisten seiner Spuren in Archiven der Gerichte und Polizeistationen hinterlassen haben dürfte. Gerade unter diesem realistischen Blick wird der widersprüchliche Hochstapler Lembke irgendwann selbst zum Prototyp einer Beckett’schen Bühnenfigur. Gleichzeitig entsteht ein eindringliches Porträt der Nachkriegsära.
Christina Lenz / Frankfurter Rundschau
Erika Tophoven, selbst renommierte Beckett-Übersetzerin, ist der Lebensgeschichte dieses für gewitzte Gaunereien und Trickbetrug, Heiratsschwindel, Diebstahl und leere Versprechungen so begabten Menschen nachgegangen. Die Ergebnisse ihrer Recherche hat sie zu einer großartig konstruierten und immer wieder verblüffenden Hochstaplerbiografie zusammengetragen.
Jorghi Poll / Buchkultur – Das internationale Buchmagazin
Erstaunliches fördert Erika Tophoven auf ihrer Odyssee einer nachträglichen Ortung dieses Schicksals zutage. Sollen wir die Leute bedauern, die Lembke auf den Leim gegangen sind? Oder sie ob ihrer Zutraulichkeit belächeln? Im Laufe der Lektüre wird etwas anderes virulent: Man möchte diesen Mann selbst gekannt haben, gesehen haben, wie er „das“ machte.
Dieter Wenk / TEXTEM.de
Ein neuer Gipfel seiner in diesem Fall schwer durchschaubaren Hochstapelei. Denn noch heute dient sein Pariser Lebensbericht von 1937 als ernst zu nehmende Informationsquelle.
Jörg Wollenberg / OHA