Halbbildung ist das Gegenteil von Bildung und die aller Aufklärung zum Trotz herrschende Form des gegenwärtigen Bewusstseins. Sie ist eins mit Konformismus, Ressentiment und stereotypem Denken. Dass sich Universitäten und der Kulturbetrieb nach dem 7. Oktober 2023 als Nährboden für Antisemitismus erweisen, ist kein Zufall. Wo narzisstische Selbstvergewisserung selbstständiges Denken abgelöst hat, wird Halbbildung total. Die Frage nach dem Warum erfordert Theorie und Kritik der Pädagogik wie der Gesellschaft. In »Halbbildung« fokussieren sich die Autor*innen darauf, was Bildung und Erziehung unter den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen zu leisten beansprucht – und was auch durch diese systematisch verhindert wird. Dabei wird eine Rettung desjenigen anvisiert, was die von der Barbarei ergriffene bürgerliche Gesellschaft nur beschädigt hinterließ. Die Beiträge verhandeln den Zusammenhang von Psychologie und Pädagogik, kritisieren das Konzept von Empowerment, fragen nach der Möglichkeit von Bildung nach Auschwitz und zeigen, warum die herrschende Kultur der Mitmenschlichkeit eine wesentliche Erscheinungsform bürgerlicher Kälte ist.
Mit Beiträgen von Ulrich Mathias Gerr, Anne Gräf, Henning Gutfleisch, Enrico Pfau, Thassilo Polcik, Nadine Randak, Michael Schüßler, Anna-Josepha Stahl und Patrick Viol.