Die „Lebensschutz“-Bewegung will in die Offensive: Sie möchte nicht nur die Zugänge zu Schwangerschaftsabbrüchen erschweren, sondern führt auch einen Kulturkampf zur Retraditionalisierung der Geschlechter- und Familienverhältnisse, um christliche Moral und das ärztliche Gewissen. Damit ist sie Teil eines konservativen bis extrem rechten, in Teilen antidemokratischen, Aufwindes.
Die Autor*innen analysieren die neuen medizinethischen Strategien der „Lebensschutz“-Bewegung, ihre Stärken, Schwächen und internen Widersprüche. Damit liefern sie das Material für eine kritische Auseinandersetzung mit den „Lebensschützern“ – und die Grundlage für den nötigen Widerstand.
Inhalt
Einleitung
1. Der Aufschwung der (extremen) Rechten
2. Der Kulturkampf der „Lebensschutz“-Bewegung
3. Medizinethische Argumentationen im Bereich „Lebensschutz“
3.1 Der Beginn des Lebens: „Der Mensch in der Petrischale“
3.2 §218: „Abtreibung ist der Mord an einem Menschen“
3.3 PND: „Den Schwachen müssen wir helfen, nicht sie beseitigen.“
3.4 PAS: „Frauen sind Opfer von Abtreibungen“
3.5 §219 und das Schwangerschaftskonfliktgesetz (SchKG): „Recht haben und Recht bekommen sind zwei verschiedene Sachen“
3.6 Sterbehilfe: „Der Mensch ist nicht Besitzer seines Lebens“
4. Die ärztliche Ethik
4.1 Der hippokratische Eid
4.2 Christliche Medizin
5. Religions- und Gewissensfreiheit
5.1 Die Anrufung des individuellen Gewissens
5.2 Die Anrufung der Rechtsprechung
5.3 Ressourcen einschränken
6. Die Akteur*innen
6.1 Organisationen in Deutschland
6.2 Internationale Organisationen
7. Fazit und Ausblick
Literatur
Über die Autor*innen
Die Autor_innen zeigen, wie wenig Sicherheit die derzeitige Gesetzgebung dem Selbstbestimmungsrecht der Frauen* bietet, und fordern, den Diskurs über Abtreibungen, Reproduktionsmedizin und Sterbehilfe mit emanzipatorischen Inhalten zu füllen.
Zoe Sona / taz
Das Buch von Achtelik, Sanders und Jentsch liefert wichtige Argumente für das »explizit feministische, faktenfundierte Gegenhalten« und kommt damit genau zur rechten Zeit.
Jana Werner / junge Welt
Wie die »Lebensschutz«-Bewegung NS-Verbrechen instrumentalisiert
Kirsten Achtelik im neuen deutschland
Man kann niemanden dazu zwingen, ein Kind zu bekommen.
Kirsten Achtelik im Interview mit der Standard
Hier liegt ein Buch vor, das vor allem zur Aufklärung der Hintergründe und Intentionen der populistischen Bewegung dient und die bedrohliche erneute Präsenz der Bewegung aufzeigt. Die Verfasser*innen schaffen es, die Thematik verständlich darzustellen und eindriglich klar zu machen, dass Handlungsbedarf herrscht.
Sylvia Aßlaber / aep informationen
Unser Ausgangspunkt war, dass die »Lebensschützer_innen« mittlerweile nicht mehr rein bibelfundiert argumentieren. Das ist zwar nach wie vor ihre Hauptmotivation, aber in einer säkularisierten Gesellschaft haben sie damit ein Vermittlungsproblem. Deshalb haben sie ihre Argumentation auf medizinethische Fragen ausgeweitet, zum Beispiel auf die Frage: Wo beginnt Leben?
Eike Sanders und Ulli Jentsch im Interview mit Analyse und Kritik
Die Lektüre des Buches verdeutlicht, dass ein Ignorieren der „Lebensschutz“- Bewegung keine Lösung ist. Schließlich geht es den Akteur_innen in ihrem „Kul- turkampf “ letztendlich um die sexuellen und reproduktiven Rechte aller. Die Re- cherchen und Analysen des Buches bie- ten eine hervorragende Grundlage für das „explizit feministische, faktenfundierte Gegenhalten“, das die Autor_innen fordern.
Isabelle Bartram / Dr. med Mabuse
Auf 160 Seiten bietet das Buch eine gute Übersicht über die Strategien der Bewegung, die mit vielen Beispielen aufgezeigt werden. Die gut recherchierten Fakten sind übersichtlich präsentiert und werden am Ende analysiert.
Carolin Born / Radio Dreyeckland
Dieser Band bietet klare Informationen, zahlreiche Quellenhinweise und Basis für dringend wie differenziert zu führende öffentliche Diskussion.
Meike Lauggas / WeiberDiwan
„Kulturkampf und Gewissen“ bietet Anlässe und Einstiegsmöglichkeiten genug, um der Zurichtung des Menschen auf optimale Verfügbarkeit und Verwertbarkeit entgegenzutreten, gerade auch in Hinsicht auf die Reformulierung einer Sexual- und Familienmoral, die in längst überwunden geglaubte Verhältnisse zurückführt.
Schattenblick
Sanders, Achtelik und Jentsch durchleuchten in ihrem Buch diese „Lebensschutz“-Bewegung, sie gehen auch deren inneren Widersprüchen nach. Ihre Ergebnisse helfen sehr dabei, diese reaktionä- re Bewegung politisch zu bekämpfen.
Freies Sender Kombinat
Für die »Lebensschutz«-Bewegung ist der Kampf um das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche nur der Kristallisationspunkt verschiedener gesellschaftspolitischer Fragen, zu denen sie Stellung bezieht – und zwar auf reaktionäre Weise. Ihre Themenpalette ist jedoch breiter und umfasst viele, vor allem bioethische Fragen, zum Beispiel auch zu Sterbehilfe und Pränataldiagnostik.
Interview mit Eike Sanders / Jungle World
Sehr informative Lektüre.
Antje Schrupp / der Standard