Die Englischlehrerin Frau Simonis hat ein Verhältnis mit dem Erzähler in diesem Roman. Es begann, als er noch ihr Schüler war. Weist sie ihn ab, streift er allein durch die Kleinstadt nahe Berlin, in der sie nun arbeitet. So trifft er auf Til, den Nazi, und auf Arben aus dem Kosovo, auf die Schwestern Lore und Mirka und auch auf Anna, die Außenseiterin.
Bald drehen sie Pornos im unbewohnten Haus von Tils Großmutter, schließlich stößt Gerhard zu ihnen, denn sie brauchen einen älteren Mann, um ihre Ware besser vermarkten zu können. Und ihre Filmchen verkaufen sich mit wachsendem Erfolg – daher wagen sie sich an immer drastischere Szenen heran…
Ralph Hammerthaler beschreibt in „Kurzer Roman über ein Verbrechen“ sehr eindringlich, wie Jugendliche in strukturschwachen Regionen ohne Jugendzentren und mangels Zukunftsaussichten immer weiter auf Abwege geraten, obwohl sie eigentlich etwas ganz anderes wollen.
Ralph Hammerthaler wurde 1965 geboren, der Großteil seiner Figuren bestenfalls Ende der 90er Jahre. Und dennoch schafft er es, einen großartigen, klugen und glaubhaften Roman über die delikaten Schieflagen und Ferkeleien einiger Jugendlicher zu schreiben, und dabei nicht zu klingen wie ein prätentiös junggebliebener Fünfzigjähriger, der sich die Verkommenheit der Jugend vorstellt.
Felix-Emeric Tota / Deutschlandfunk – Büchermarkt
Wie Hammerthaler mit Arbens Besuch bei den Großeltern im Kosovo einen postmigrantischen Konflikt hintuscht, ist einfach toll. Auch die Schilderungen von Lores und Mirkas Schufterei nach der Schule in der Pension ihrer Mutter, dank der die Familie den Kopf über Wasser hält, sind präzise erfasst, nüchtern und dabei doch randvoll mit Bedeutungen. (…) So liest sich dieser Roman aus dem zerfahrenen Stillstand der brandenburgischen Provinz, in der die Kellerorgien eine Realitätsflucht bieten, als Parabel auf den Zerfall der ostdeutschen Kleinstädte.
Moritz Scheper / ZEIT Online
Das Thema der abgehängten, gewalttätigen Provinz liegt in diesen Tagen als Sujet ja nahe. […] Eine bittere Realität, die Autor Hammerthaler im Verlauf seiner Literaturstipendien in Brandenburg und Sachsen selbst beobachtet hat und die in diesem Text klug eingeflossen ist. Zur starken Wirkung trägt bei, dass er einen lakonischen Stil pflegt, dass ihm starke Bilder gelingen („Hass muss ausbluten“);
Angelo Algieri / Der Freitag
Hammerthaler hat keinen Porno geschrieben, das Ausfantasieren expliziter Szenen bleibt dem Leser überlassen. Vielmehr gelingt ihm ein vielschichtiges Beziehungspanorama und Stimmungsbild einer Kleinstadt. Obendrein stellt der Autor auch die Frage nach der wahren Liebe, denn jenseits aller Äußerlichkeiten ist sein Ich-Erzähler unglücklich verliebt.
Karim Saab / Märkische Allgemeine
Der Titel „Ein kurzer Roman über ein Verbrechen“ ist übrigens wörtlich zu nehmen. Mit seinen knapp 130 Seiten ist das Buch wirklich kurz, liest sich in einem Zug perfekt durch und lässt einem wenig Zeit zum durch atmen. Die Figuren sind glaubwürdig konstruiert, die Geschichte behandelt ein brisantes Thema, wirkt dabei aber nie übertrieben oder anstößig. Ein knackiger Roman für den kleinen Nervenkitzel zwischendurch.
Radio Fritz – rbb
Hammerthaler lässt den grausamen Schluss als Ergebnis einer Verkettung von Zufällen erscheinen. […] Als Leser stürzt man beinahe atemlos in jenes Finale. Vorher kann man diesen beklemmenden Roman nicht aus der Hand legen.
Uwe Stiehler / Märkische Oderzeitung
Leicht hätte Hammerthalers Buch hierbei in Klischeehaftigkeit und Stereotypen abdriften, schlimmstenfalls zu einer Provinzposse mutieren können. Doch liebevoll, fast mit ernsthafter Vorsichtigkeit beleuchtet er die Protagonisten, ihre eigentlichen Träume und Sehnsüchte, ihre Umstände und jeweiligen Lebenssituationen… […] Hammerthaler legt mit Kurzer Roman über ein Verbrechen ein brisantes Buch vor, das genau in unsere prekäre Zeit passt …
Manuel Alberto Garciolo / literaturkritik.de
Hammerthaler beschreibt sehr lakonisch und sehr treffend die Perspektivlosigkeit der Jugend in einer Kleinstadt im Osten. Das Anrüchige der Geschichte überlässt er der Fantasie des Lesers und der Leserin. (…) Starkes Buch!
Jörg Petzold / FluxFM
Hammerthaler gelingt es, in der Draufsicht die Atmosphäre der Kleinstadt einzufangen, und mit ihr die Perspektivlosigkeit der Heranwachsenden.
Connie Haag / ekz.bibliotheksservice
Hammerthaler bedient keinen sensationslüsternen Voyeurismus, es gibt keine expliziten, ausgeschmückten Sexszenen. Vielmehr erzählt er die Geschichte dieses Verbrechens nüchtern und schmucklos. Als Leser kann man das wie einen Bericht mitverfolgen und erhält Einsichten in die unterschiedlichen Lebenswelten der Figuren.
Holger Moos / Blog „rosinenpicker@goethe.de“