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Material Müller. Das mediale Nachleben Heiner Müllers

24,00 

Broschur, 480 Seiten, lfb texte 6

Kaum ein Autor erregte in der ersten Hälfte der 1990er Jahre mehr öffentliches Aufsehen als Heiner Müller. Die Interviews, die er in dieser Zeit gab, genossen Kult-Status. Als Intendant des Berliner Ensembles, als Präsident der Akademie der Künste/Ost war er einer der wichtigsten Akteure des literarischen Lebens nach 1989. Seine Kontakte zur Staatssicherheit waren einer der zentralen Gegenstände des sogenannten deutschdeutschen Literaturstreits. Als er 1995 starb, wurde seine Beerdigung live im Fernsehen übertragen. Seine große Popularität fiel in eine Zeit, in der Müller als Autor kaum noch produktiv war. Quantitativ ist er mehr mit der Kommentierung seines Werks befasst als mit dessen Fortsetzung. Der Moment seiner größten Popularität fällt mit dem Moment seiner Historisierung zusammen. Die Beiträge des Bandes gehen von der Beobachtung aus, dass die Zahl der Müller-Referenzen in Theaterinszenierungen, Dramentexten, Romanen, Gedichten, Hörspielen, Interviews überwältigend ist, und fragen, was wie von Müllers Texten, Statements, Inszenierungen und Selbstinszenierungen bleibt oder verworfen wird, wie sich Kritik und Zustimmung, Fortsetzung und Historisierung zueinander verhalten.
Mit Beiträgen von Kai Bremer, Birgit Dahlke, Andreas Degen, Norbert Otto Eke, Helen Fehervary, Hans-Edwin Friedrich, Terry Galloway, Robert Gillett, Bernadette Grubner, Jost Hermand, Hannes Höfer, Torsten Hoffmann, Astrid Köhler, Alexander Löck, Robert Mießner, Stephan Pabst, Patrick Primavesi, Anja Quickert, Jan Röhnert, Kristin Schulz, Marc Silberman, Janet Swaffar und Heribert Tommek.

Inhalt

Materialästhetik als Rezeptionsform. Das mediale Nachleben Heiner Müllers (Eine Art Einleitung)
Stephan Pabst

M by M – Der STOFF, die FORM und das NACHLEBEN ALS MATERIAL
Alexander Löck

Vorgeschichten des Nachlebens

 „Belehrung Müller Friedrich von Preussen Ankes Traum …“: Geschichtsbewusstsein und Selbstbewusstsein bei Heiner Müller und Adolf Endler
Robert Gillett, Astrid Köhler

„Als das Wünschen noch geholfen hat.“ – Thomas Braschs kommunikative Strategien im (West-)Interview 1976 bis 2001 und deren Verwandtschaft mit der Interview-Praxis Heiner Müllers
Birgit Dahlke

Heiner Müllers frühe Amerikaaufenthalte (1975 – 1979)
Marc Silberman, Jost Hermand, Terry Galloway, Janet Swaffar, Helen Fehervary

Der Altpunker – Heiner Müller in Experimental- und Popmusik
Robert Mießner

Nachleben I: Das Material der persona

Ein Autor als Material – Heiner Müller bei Alexander Kluge
Hans-Edwin Friedrich

Totengespräche. Nachlebendes in/aus Heiner Müllers Interviews
Torsten Hoffmann

Vom Zyniker, Medienmenschen und Gewaltenthusiasten. Heiner-Müller-Schmähungen in der Literatur nach 1990
Bernadette Grubner

Tristan vs. Hendrix, Sofia vs. Texas – Kontrast-Beziehungen in Christoph Rüters filmischem Heiner-Müller-Porträt „Ich will nicht wissen, wer ich bin“
Jan Röhnert

Nachleben II: Müller im Theater

„Eine Chance haben wir nur, wenn wir einen finsteren Spielplan machen.“ Zu Anschlüssen Einar Schleefs und Lothar Trolles an Müllers Programm
Kristin Schulz

Müllers Erben? Zum Nachleben Heiner Müllers in der Dramatik nach 1995 (von Düffel, Kater, Peuckert)
Kai Bremer

Metamorphosen zwischen Ovid und Pollesch: Schreibweisen des Theaters nach Heiner Müller
Patrick Primavesi

Neuverteilung der Wahrnehmung. Heiner Müllers Querstellungen und ihr Nachleben bei Werner Fritsch und René Pollesch
Norbert Otto Eke

Zugriffe auf Heiner Müller im Gegenwartstheater – Schlaglichter auf die Rezeption
Anja Quickert

Nachleben III: Müller jenseits des Theaters

Heiner Müller in literaturgeschichtlichen Darstellungen zwischen 1985 und 2015
Andreas Degen

Der Geschichte die menschliche Haut abziehen. Zum Weiterleben der posthumanen Ästhetik Heiner Müllers bei Thomas Brasch, Durs Grünbein und Reinhard Jirgl
Heribert Tommek

‚Der Rest ist Lyrik‘: Grünbeins Gedichte nach Müllers Dramen
Stephan Pabst

‚Der Feind in uns‘. Ideologie und Utopie bei Heiner Müller und Paul Plamper
Hannes Höfer

Material Müller erlangt damit sowohl eine eminente Bedeutung in der konkreten literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Fortschreibungen des DDR-Dramatikers, ist aber ebenso konzeptuelles Vorbild für eine methodenbewusste Literaturwissenschaft als Disziplin, die nach der modellhaften Ausstrahlung von Ästhetik fragt.
Simon Scharf / literaturkritik.de

Insgesamt entsteht ein lebendiges Mosaik von Kontakten und Verknüpfungen – intertextuell und biographisch, das die Person Müller, seine Autorschaft und seine Texte als Material in verschiedensten Ausformungen offenlegt.
Florian Vaßen / Zeitschrift für Theaterpädagogik

In den 90ern war der Sog dieser wie aus Stein gehauenen und doch postmodernen Sprache enorm, im neuen Jahrtausend stieß das Pathetische daran zunehmend ab, die Fortschrittsverneinung schien irgendwie auch kokett. Jetzt ändert sich das gerade wieder, und die Schönheit der Form tritt nach vorne. Rein subjektiv gesprochen natürlich, die Rezeption insgesamt scheint mit ein paar Dutzend Inszenierungen im Jahr konstant, und die Nachwirkung reißt nicht ab, wie eine Publikation zu Müllers „medialem Nachleben“ schön zusammenfasst: „Material Müller“ (Verbrecher Verlag, 2018).
Petra Kohse / Berliner Zeitung

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