Die Integrationsdebatte im Vorgarten! Es ist eine wahre Geschichte: Am Rand von Berlin bricht der Krieg der Kulturen aus. Eine muslimische Gemeinde will in Heinersdorf auf einem brach liegenden Grundstück eine Moschee errichten. Anwohner schließen sich in einer Bürgerinitiative zusammen, Lokalpolitiker und Neonazis demonstrieren Hand in Hand gegen den geplanten Bau. Es kommt zu Tumulten, Brandsätze werden gelegt und Nachbarn werden zu Feinden. Ein tiefer Graben läuft durch den Vorort. Und das ganze Land schaut zu.
„Moschee DE“ nimmt diesen Fall zum Anlass für eine Forschungsreise in den deutschen Alltag. Basierend auf Gesprächsprotokollen entsteht ein Stück aus Originalzitaten. Wer stürzt sich da Hals über Kopf in den unübersichtlichen „Kampf der Kulturen“? Welche Fronten tun sich auf im Vorort zwischen Fast-Food-Restaurant, Kirche, Kleingartenkolonie und Autobahnauffahrt? Ein tiefer Einblick in die Gemütslage der deutschen Vororte, wenn der Islam Teil des Alltages wird. „Wir haben nichts gegen die Menschen als Menschen“, aber „Diese Moslems werden unsere Parkplätze belegen.“ Wer wissen will, wie offen die deutsche Gesellschaft ist, erhält mit diesem Buch einen tiefen Einblick in deutsche Gefühlslagen am Vorabend der aktuellen Integrationsdebatte.
„Moschee DE“ wurde mit dem Kulturpreis der Ev.-luth. Landeskirche Hannover ausgezeichnet und gastierte nach der Uraufführung am Schauspiel Hannover am Deutschen Theater in Berlin.
Entstanden ist ein aus O-Tönen ineinander montiertes Stück Realsatire, das sich auch als Buch wunderbar liest. Über die Integrationsdebatte im Vorgarten, in der erbittert um Parkplatz- und Grundstücksfragen gestritten wird. In der es irgendwann weniger um Politik als um die Nöte, Hoffnungen, Interessen der Einzelnen geht.
Michaela Schlagenwerth / Berliner Zeitung
Mensing und Thalheim argumentieren auch nicht für eine der Seiten, sondern führen uns am Streit um den Moscheebau beispielhaft vor, wie gern wir vorgeblich politische Themen zur Selbstinszenierung benutzen, wie viel Theatralität ein solcher Konflikt birgt.
Kristina Rath / taz
Der größte Verdienst des Textes ist es zu zeigen, dass der Streit von Anfang an auch eine Inszenierung war, und dass die Menschen den Moschee-Konflikt als Bühne benutzen, auf der sie sich selbst in Szene setzen. Das Theaterstück und die Begleittexte enthüllen auch die oft banalen Motive hinter politisch aufgeheizten Debatten.
Heike Henderson / literaturkritik.de
Zur Uraufführung von „Moschee DE“ am Schauspiel Hannover:
Hinter hochkochenden politischen Diskussionen stecken manchmal banalere Motive, als vorgegeben wird. Dies zu zeigen, ist die Stärke des Stücks.
3sat
Thalheim reiht Interviewmaterial gekonnt aneinander und verpasst seinen fünf Protagonisten eine absolut treffende wie unterhaltsame Gegensätzlichkeit. […] Mit der Mischung der mal pathetischen, mal humorvollen Berliner trifft Thalheim mitten ins Mark. Zusammen mit der beeindruckenden Darstellerleistung gelingt der kurzweilige Abend. Weil Thalheim dem Publikum die Chance lässt, den eigenen Standpunkt zu überdenken. Stürmischer Applaus mit nachdenklichen Tönen.
Neue Presse
Wohl jeder in der Cumberlandschen Bühne des hannoverschen Schauspielhauses spürt, dass hier nicht bloß dokumentarisch ein Berliner Konflikt nachgestellt wird, sondern dass dieses Thema seine Aktualität behält.
So wird man zur Meinungsbildung und Stellungnahme herausgefordert – und darf dabei seine eigenen Vorurteile und Ängste entdecken und befragen.
NDR 1
Mit langem Applaus hat das Publikum in Hannover die Uraufführung von Robert Thalheims und Kolja Mensings „MOSCHEE DE“ gefeiert.
Hannoversche Allgemeine