„Ohne Liebe geht es auch“ ist die Geschichte einer Familie über vier Generationen, in der die Lieblosigkeit zu Hause ist. Liebe gibt es weder zwischen Eheleuten noch zwischen den Generationen. Was die Familie zusammenhält, ist lediglich Verlogenheit. „Ohne Liebe geht es auch“ beginnt mit dem Ende des Deutsch-Dänischen Krieges in der Hafenstadt Flensburg. Stets geht es auch um die Rivalität zwischen Dänen und Preußen, die abwechselnd die Mehrheit in Nordschleswig bilden. Die Ereignisse bleiben nicht ohne Einfluss auf die Familie, denn ein prominenter Österreicher ist ihr Ahnherr – Erzherzog Ludwig Victor, ein Außenseiter der Habsburger Dynastie.
Die Familiengeschichte endet mit dem gefühlskalten Sohn Robert, der ein Bruder im Geiste von Robert Mohwinkel ist, dem Antihelden aus Lorenzens meisterhaftem Roman „Alles andere als ein Held“.
Rudolf Lorenzen zeichnet diese Geschichte knapp und präzise, manchmal gar zu knapp. Man möchte von diesen schrägen Gestalten mehr erfahren. Aufgewogen wird dieses Manko durch den Witz und den Pointenreichtum. Das kompensiert das Erschrecken über so viel Lieblosigkeit unter den Menschen, das macht die Lektüre vergnüglich.
Peter Groth / Weser Kurier
Lorenzen neigt zu unterschwellig komischen Sentenzen und prunkvollen Sinnsprüchen, im Schweinsgalopp eilt er durch die Jahrzehnte, um dann bei einer Slapstickszene oder Anekdote zu verweilen. […] Gefühle führen ins Verderben, deshalb glaubt Robert, die Fortpflanzerei in dieser lieblosen Familie müsse irgendwann ein Ende finden. Die Zinnteller-Weisheit, mit der er aufwächst, lautet: „Es geht auch anders, aber ohne Liebe geht es auch.“
Christian Schröder / Tagesspiegel
Fernab von literarischen Experimenten und sprachlichen Verkünstelungen, nah dran jedoch an autobiographischen Erfahrungen seziert der 88-jährige Autor das Seelenleben einer seelenlosen Familie. Und die Spannung dabei erwächst aus der Tiefenschärfe des unbestechlichen Blicks.
Hermann Hofer / Lübecker Nachrichten