Mit Beiträgen von Sandra Poppe, Christiane Riedel und Philipp Theisohn
In ihrem weit ausgreifenden Essay setzt sich Judith Schalansky mit metaphorischen und konkreten Frühwarnsystemen der Menschheit auseinander, die angesichts zunehmender ökologischer Krisen so dringlich wie unzulänglich erscheinen.
Das Bild des Kanarienvogels, dessen plötzliches Verstummen Bergarbeiter einst vor dem Abfall des Sauerstoffgehalts warnte, dient Schalansky als Wegweiser durch das Dickicht des Alarm- und Ausnahmezustands, in dem Wächtertiere die Rolle von lebensrettenden Orakeln übernehmen und Bücher buchstäblich Leben retten können. Welche Begrifflichkeiten, fragt ihr vielschichtiger und fein verästelter Text, welche Erzählmuster und Dramaturgien stehen uns zur Verfügung, um unmittelbares Handeln anzumahnen? Und welche neuen Mythen und Metaphern benötigen wir, um der Erzählung vom Weltende zu widerstehen? Dabei entpuppt sich der sprichwörtliche „canary in the coal mine“ selbst als eine Art Kippbild, mit dem sich immer neue Erkenntnisse und Beobachtungen zu Tage fördern lassen – von der Geschichte des Bergbaus bis zur Entstehung der Umweltbewegung.
„Schwankende Kanarien“ ist ein so engagierter wie poetischer Essay, in dem sich Anschauung, Wissen und Einfühlung auf eindrückliche Weise verbinden, und für den Judith Schalansky den WORTMELDUNGEN Ulrike Crespo Literaturpreis 2023 erhält.
16. Januar 2024, 19:30 Uhr, Literarisches Colloquium Berlin
30. Januar 2024, 19:00 Uhr, Literaturhaus Hannover
Wer sich mit den Gefahren des Klimawandels bislang vor allem nüchtern naturwissenschaftlich beschäftigt hat, wird von Judith Schalanskys Essay ordentlich durchgeschüttelt: Jeder Satz bordet über vor sprachlichem Witz, vor ungewöhnlichen Vergleichen und dennoch treffenden Schlussfolgerungen.
Irène Bluche / rbbKultur
[Der] Text, der auf kleinem Raum durch die Natur, Kultur, Literatur und Wissenschaftsgeschichte mäandert, handelt vom Menschen, der sich die Erde untertan gemacht hat und nun ratlos vor dem Kipppunkt steht.
Angela Gutzeit / Deutschlandfunk
Das kleine Buch hat Judith Schalansky im vergangenen Jahr geschrieben. […] Ihr letzter Satz: „Es ist davon auszugehen, dass sich die Katastrophe wiederholt.“ Wie wir heute, im Sommer 2023, wissen, ist genau das eingetreten. Und man fragt sich: Wann greift die Menschheit in ihren eigenen Albtraum ein?
Christoph Amend / ZEITmagazin Newsletter
Die kunstvolle Machart des Textes, die virtuose Verknüpfung historischer, wissenschaftlicher, literarischer Fundstücke
auf engstem Raum, seine Sprache und Originalität sind bewundernswert, und erzeugen gleichzeitig eine Verstörung.
Ulrich Rüdenauer / SWR2
[Ein] brillanter Essay über Kunst und Klima.
Thomas Plaul / Lesart Magazin
Selten eine so kluge wie unterhaltsame Ausführung über unser Natur und Umweltverhältnis gelesen!
Erhard Schütz / der Freitag
Der Vogel unter Tage ist natürlich auch ein starkes Symbol – er steht für die Macht des Bunten im Dunklen und für die Notwendigkeit von wirksamen Frühwarnsystemen, die die Menschheit in Zeiten des Klimawandels besonders braucht.
Ronals Meyer-Arlt / Hannoversche Allgemeine Zeitung
Schalansky hat keinen lauten Text geschrieben, sondern einen leisen, nachdenklichen und umso eindringlicheren.
Thomas Bruhn / nd
Die Literatur muss die Welt nicht heilen, so könnte man Schalansky verstehen, sondern das eigene Schreiben und Erzählen, die eigene Sprache ins Wanken bringen, um das gestörte Verhältnis des Menschen zur Natur begreifen zu können.
Luca Schepers / Jungle World
Der Literaturwissenschaftler Philipp Theisohn hebt in seiner ebenfalls sprachlich brillant verfassten Laudatio hervor, dass Schalansky das wichtigste Rüstzeug der Literatur ganz hervorragend beherrscht: die Selbstbefragung. Weshalb sie auch unzweifelhaft erkennt, dass der verklärte Blick auf die Natur, dass Natur selbst kein Gegenstand des Erzählens sein kann – so wenig, wie der Kanarienvogel in der Grube noch als Natur zu bezeichnen ist.
Miriam Seidler / literaturkritik.de
Die Stärke des Essays liegt in der Aufmerksamkeit, die er all den Verlorenen und Ausgerotteten widmet.
Philippa Schindler / stadtrevue
Judith Schalansky macht unmissverständlich klar, dass wir den point of no return schon längst erreicht haben, dass die Kipppunkte der Kanarienvögel, dieser »Miniaturkassandras« und »gefiederten Orakel«, ganz konkret die unsrigen sind und mitten in der Wirklichkeit stehen.
Manfred Luckas / fda-nrw
41 Seiten umfasst das Essay „Schwankende Kanarien“ von Judith Schalansky. 41 eindringlich geschriebene Seiten, die ich mit Sicherheit noch mehrfach lesen werde, um sie in ihrer Tiefe zu begreifen.
aufgeblaettert
[Schalanskys] Erkenntnisse und Beobachtungen sind klar, poetisch zeigt sie ihr Wissen und schafft es auf eindrückliche Weise nach einem Umdenken zu verlangen, ohne belehrend zu wirken.
humoresk_
Schalansky schildert selbst wissenschaftlich analytische Fakten in poetischer Sprache und einfach fesselnd.
la_chienne