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Spannung. Leistung. Widerstand. Magnetbanduntergrund DDR 1979-1990

29,90 

Broschur, 192 Seiten und 2 CDs mit 48 Tracks, vergriffen

Nicht vorrätig

Der alte Osten war eine Transformationsgesellschaft. Aus nichts wurde wenig, aber immer wurden alle Pläne übererfüllt. Der VEB Einzelhandel verhökerte marode Technik ans willige Völkchen. Kultur war da der Transmissionsriemen, der die Nischen weitete. Nach Punk, Anfang der Achtziger, machten sich einige Sound-Enthusiasten auf, neue Wege übers Land zu gehen. Der terminus technicus war in der DDR ein ungewisser, gezeichnet von Mangel und Begeisterung. In der DDR stagnierte Mitte der Achtziger eigentlich schon alles. Die Wirtschaft erodierte, das Volk salutierte oder marodierte. Dieser Teil der subkulturellen Szene der DDR begab sich in synergetisch-synästhetisch wechselwirkende Prozesse voller Ungewißheit. Sie hatten sich von diesem Staat längst innerlich verabschiedet.
Also: Stecker rein! Mit einer großen Party wird nun – siebzehn bis siebenundzwanzig Jahre später – das Erscheinen eines Buches samt beiliegender CD begangen, das ein weitgehend unerforschtes Terrain des ostdeutschen Underground vorstellt: die unabhängige Tapekultur in der ehemaligen DDR. „Spannung, Leistung, Widerstand“ präsentiert aus Hunderten alter Kassettenaufnahmen ausgewählte Stücke, deren stilistische Bandbreite vom Avant Punk über intellektuell kühle New Wave bis zu elektronischen Experimenten oder Dub reicht. In zahlreichen Texten und Interviews kommen die Akteure einer Wohnzimmer-Avantgarde zu Wort, die junge Punks, bildende Künstler und Lyriker vom Prenzlauer Berg umfasste.
Die so dokumentierte Kultur ist Resultat von Wechselwirkungen. Bedingt durch die Enge im vielfach begrenzenden System der DDR. Entstanden ohne ökonomische Zweckausrichtung und Produktbewusstsein, als Kommunikationsmittel oder als kreativer Existenzbeweis. Nachgezeichnet werden untergründige Gegenströmungen von hoher Eigenwilligkeit, die auch heute noch durch verwegenen Charme und Widerborstigkeit beeindrucken, und deren Spuren in der Musik von so unterschiedlichen Protagonisten wie Tarwater, To Rococo Rot, Carsten Nicolai und seinem Elektroniklabel Raster-Noton bis hin zu Rammstein hörbar sind.

Mit Beiträgen und Interviews von Ronald Galenza, Christoph Tannert, Peter Wawerzinek, Sascha Anderson, Thomas Roesler, Wolfram „Wollo“ Ehrhardt, Tom Error, Andrea Hübner, Karen Matting, Taymur Streng, Trötsch, Christian „Flake“ Lorenz, Bo Kondren, Bert Papenfuß, Robert Lippok, Ronald Lippok, Leonard Lorek, Frank Bretschneider, Mario Mentrup, Wolfgang Müller und Alfred Hilsberg.

Inkl. Doppel-CD, kompiliert von Bert Papenfuß, Bo Kondren, Bernd Jestram und Ronald Galenza

Das Projekt ZONIC-Spezial „Spannung. Leistung. Widerstand. Mangnetbanduntergrund DDR 1979 – 1990“ wird gefördert durch den Fond Neue Länder der Kulturstiftung des Bundes.

Gerade für jene, die diese Zeit in Ost-Berlin und anderswo nicht selber miterlebt haben, ist es ein faszinierendes Kapitel subkultureller Tradition, das hier homogen und kompakt eingefangen worden ist.
Enno Stahl / Deutschlandfunk

Nach Büchern wie „Verschwende Deine Jugend“ von Jürgen Teipel, das die Szene in der BRD beleuchtete, ist jetzt endlich auch die der DDR an der Reihe. Das opulente Projekt „Spannung. Leistung. Widerstand“, eine Doppel-CD mit musikalischen Zeugnissen der DDR-Subkultur in den Achtzigern, ein Begleitbuch und ein Konzertabend in der Berliner Volksbühne, erinnert nun an das, was sich nach dieser Landung der Außerirdischen bis zum Fall der Mauer abspielte. Zum ersten Mal wird der DDR-Underground, der sich im Spannungsfeld von Kunsthochschulen und musikbegleiteten Dichterlesungen im Prenzlauer Berg vor allem in Ostberlin entfaltete, in einem größeren Rahmen dokumentiert.
Andreas Hartmann / Frankfurter Rundschau

Im Buch kommen viele der Protagonisten von einst zu Wort und zeichnen erstmals ein ausführliches Bild der Szene. Die Doppel-CD ist randvoll mit raren Aufnahmen, die mühsam von den alten Kassetten gerettet wurden. Oft nur ein bis zwei Minuten lange Miniaturen – ein bizarrer Soundtrack zum Leben in der DDR.
Jacek Slaski / Tip Berlin

Magdalene Keibel Combo – so hieß nur eine von den vielen Bands, mit denen Christian „Flake“ Lorenz in den 80er-Jahren in Ost-Berlin musizierte; die anderen trugen Namen wie Frigitte Hodenhorst Mundschenk, Die Drei von der Tankstelle oder Happy Straps. In den verschiedensten personellen Konstellationen verfolgten sie doch ein gemeinsames musikalisches Konzept: „Wir haben einfach die Instrumente genommen, die zur Verfügung standen. Ich spielte, was rum lag: Keyboard, Mandoline, Bass, Klanghölzer, Tröten oder Flöten. Wir benutzten einen luftgefüllten Gummi, der interessante Töne hervorgebracht hat.“ Was dabei an Musik herauskam und an schlichtem Krach, wurde auf Cassette aufgenommen, von Cassette zu Cassette kopiert und unter Freunden und anderen Musikern verteilt. „Magnetbanduntergrund“ haben Alexander Pehlemann und Ronald Galenza diese Szene genannt, der sie jetzt einen hoch lesenswerten, liebevoll herausgegebenen Sammelband widmen. Entstanden ist sie Ende der Siebzigerjahre, vor allem in Berlin: ermöglicht durch die wachsende Verfügbarkeit von Audio-Cassetten, der ersten Computer und elektronischen Musikinstrumente; beherrscht von Bastlern und Tüftlern, von Experimentierern und Expressionisten. Auf einer dem Buch beigelegten Doppel-CD kann man sich einen Eindruck von den Ergebnissen verschaffen: Die „anderen Bands“, wie sie sich selber nannten, klingen zwanzig Jahre später so aktuell und modern wie nichts sonst, was in der DDR an Popmusik produziert wurde.
Jens Balzer / Berliner Zeitung

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