Herausgegeben von Chris Hirte und Conrad Piens
Der letzte Band der Tagebuch-Edition ist erfüllt von der unbändigen Hoffnung auf baldige Amnestie. Mit steigender Anspannung und Nervosität verfolgen Mühsam und seine Mitgefangenen in der Presse die Reichstagsdebatten, die schließlich mit einem Kompromiss beendet werden: Wenn Hitler und seine Kumpane nach dem Putsch vom November 1923 freikommen sollen, müssen auch die Räterepublikaner von 1919 aus der Haft entlassen werden. Und so endet Mühsams Tagebuch am 20. Dezember 1924 mit dem wunderschönen Einwortsatz: „Frei!“
Die historisch-kritische Ausgabe der „Tagebücher“ wird von Chris Hirte und Conrad Piens herausgegeben. Sie erscheint in 15 Bänden im Verbrecher Verlag und zugleich als Online-Edition mit einem umfassenden Anmerkungsapparat unter www.muehsam-tagebuch.de.
Weitere Informationen unter: www.muehsam.de und www.erich-muehsam.de
Sie sind Lesegenuss und permanente Mahnung. […] Er selbst betrachtete das Konvolut der Tagebücher als seinen größten literarischen Schatz. Man kann ihm darin nur beipflichten.
Andreas Platthaus / Frankfurter Allgemeine Zeitung
Was ist gut? Was darf ich? Was ist eher schlecht? Darüber muss ich mich mit mir auseinandersetzen und dazu brauche ich das Tagebuch, um festzuhalten, dass Anarchismus nicht nur eine Theorie ist, sondern auch eine Lebenskultur. […] Das Spannende an den Tagebüchern ist ja dieses Versuchsstadium, dass er sich hineinstürzt in die Dinge, sie erlebt und dass er seine Irrtümer selbst organisiert, um sie dann auszuwerten. Das macht den Reiz dieser Tagebücher aus – auch die Irrwege, die er begangen hat, mit einer gewissen Lust. Denn er wusste, nur aus Irrtümern lernt man.
Chris Hirte im Interview im Deutschlandfunk mit Miriam Zeh
Denn auch im reinen Tagebuch-Text erschließt sich der Mühsam-Kosmos, der voller Tragik, politischer Brisanz, so voller Emotionen ist – dass man sich fragt, warum nicht alle Welt vor diesen Texten gebeugt sitzt wie vor neapolitanischen Sagas und Selbstbespiegelungen norwegischer Autoren.
Christian Dinger / taz. die tageszeitung
Mühsams bittere Satiren auf die revolutionäre Unentschlossenheit nicht nur der Bürger, sondern auch der Sozialdemokratie lesen sich amüsant […] Mühsam erreicht das Herz seiner Leser noch heute, wenn er sich einsetzt gegen die Diskriminierung von Frauen und Homosexuellen, wenn er daran erinnert, dass eine Gesellschaft, die Hunderttausende verrecken lässt, abgeschafft gehört.
Arno Widmann / Frankfurter Rundschau
Die Strukturen der Macht werden andere, und das Entmenschlichen von politischen Gefangenen wird ein anderes. Er hat, wenn man so will, gewisse Vorahnungen, und er präsentiert uns das in einer ganz wunderbaren erzählerischen Weise. Er benutzt kaum Abkürzungen. Er schreibt über seine Selbstzweifel, so dass man oft auch sehr widersprüchliche Einträge hat. Das alles ist ungemein spannend zu lesen.
Jörg Sundermeier über Mühsams Tagebücher im Bayerischen Rundfunk
All das ist nicht nur von historischem Interesse, Mühsams Tagebuchaufzeichnungen sind auch ein literarisches Zeugnis.
Erik Zielke / junge Welt
Diese Ausgabe der Tagebücher Erich Mühsams ist ein Ereignis.
Jan Kuhlbrodt / der Freitag
Der Leser erlebt in den Tagebüchern einen sehr unterschiedlichen Mühsam: den fröhlichen Bohemien, den scharfzüngigen Kunstkritiker, den aufmerksamen politischen Beobachter, den engagierten Revolutionär und den verzweifelten Häftling.
SR2
Ein außergewöhnliches zeitgeschichtliches und literarisches Werk
Thomas Mayer / Dresdner Neueste Nachrichten
Eein singuläres Gedankenbergwerk und Zeitzeugnis der gesellschaftlich-politischen Umbrüche zwischen 1900 und 1924 in 15 Bänden – und parallel dazu als Hypertext im Internet […] Mühsams Tagebücher gewähren Einblicke in die Mentalitätsgeschichte mehrerer Epochen: in die Wilhelminische Reichsfolklore, in die Menschenschlachten des Ersten Weltkrieges, in die Tiefenschichten des Weimarer Zerrissenheitsgefühls, das nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 in Rassenhass und Krieg mündete.
Wolfgang Paterno / Profil
M.s Tagebücher, deren Publikation höchste Anerkennung verdient, sind eine Fundgrube für die Literaturwissenschaft. Sie bieten nicht nur neue Erkenntnisse über M. und sein Werk, sondern auch über seine inhaftierten Kameraden, von denen nicht wenige Schriftsteller waren.
Peter Langemeyer / Germanistik – Internationales Referatenorgan mit bibliographischen Hinweisen