Erich Mühsam führte zwischen 1910 und 1924 Tagebuch. Er war Lyriker und Anarchist, Satiriker und Revolutionär und einer der führenden Köpfe der Münchener Räterepublik. In seinen Tagebüchern hat er sein Leben festgehalten – ausführlich, stilistisch pointiert, schonungslos auch sich selbst gegenüber – und niemals langweilig. Sie sind ein „einmaliges zeitgeschichtliches Dokument“ (Oliver Pfohlmann/Neue Zürcher Zeitung).
Die historisch-kritische Ausgabe der „Tagebücher“ wird seit 2011 von Chris Hirte und Conrad Piens herausgegeben. Sie erscheint in 15 Bänden als Leseausgabe im Verbrecher Verlag und zugleich als Online-Edition.
Begleitend werden nun die „Tagebücher in Einzelheften“ als E-Books veröffentlicht. Jedes Einzelheft dieser „mitreißenden Tagebücher“ (Volker Hage/Der Spiegel) ist mit einem Register versehen und verschlagwortet. So lassen sie sich noch einmal auf neue Weise erschließen!
Bisher sind folgende Hefte als E-Books (Epub / Mobipocket für 4,99 €) in allen einschlägigen Stores erhältlich:
Tagebücher in Einzelheften. Heft 1 – 1910
Tagebücher in Einzelheften. Heft 2 (verschollen)
Tagebücher in Einzelheften. Heft 3 (verschollen)
Tagebücher in Einzelheften. Heft 4 (verschollen)
Tagebücher in Einzelheften. Heft 5 – 1911
Tagebücher in Einzelheften. Heft 6 – 1911
Tagebücher in Einzelheften. Heft 7 – 1911-1912
Tagebücher in Einzelheften. Heft 8 – 1912
Tagebücher in Einzelheften. Heft 9 – 1912
Tagebücher in Einzelheften. Heft 10 – 1912
Tagebücher in Einzelheften. Heft 11 – 1912-14
Tagebücher in Einzelheften. Heft 12 – 1914
Pressestimmen zu Band 1 (1910-1911) der Edition:
Mitreißende Tagebücher, die sich mit den bedeutendsten des 20. Jahrhunderts messen können und bisher weitgehend unbekannt waren. Es bietet das richtige Mischungsverhältnis von privaten und öffentlichen Mitteilungen, ist Chronik des kulturellen und politischen Geschehens und ein Stück Sittengeschichte. Und der Klatsch aus der Münchner Kulturszene kommt auch nicht zu kurz. Wie schillernd diese Aufzeichnungen tatsächlich sind, erweist sich nun bei der Edition des ersten Bandes.
Volker Hage / DER SPIEGEL
Es dauert keine zehn Minuten – und der Leser ist dem Sog dieses Lebens, der Stärke und Eigenart dieses Charakters erlegen. Man hat ein Hauptwerk Mühsams vor sich, einen kleinen München-Roman und ein Dokument unbefangener, undogmatischer Freiheitsliebe. Der Text lässt sich auch im Internet nachlesen, dort kann man mit der Handschrift vergleichen, sich über Personen und Ereignisse informieren. Wo möglich, verweist der Kommentar auf Wikipedia. Das ist intelligent und leserfreundlich gemacht und jederzeit zu ergänzen.
Jens Bisky / Süddeutsche Zeitung
Wer ein Sitten- und Kulturbild jener Epoche aus dem besonderen Blickwinkel des politischen Außenseiters vermutet, liegt richtig. Wer anarchischen Sprengstoff erwartet, erst recht. Und das liest sich wunderbar sarkastisch und ironisch. So gelingt diesem Freigeist auf Entzug jeder Eintrag aufs Feinste. Wer seine „Unpolitischen Erinnerungen“ kennt, weiß, dass Mühsam fast das gesamte Personal der Kunstbewegung kannte, die sich als Expressionismus etablieren sollte. Tag für Tag kann man so verfolgen, wie Mühsams Netzwerk wächst.
Volker Hummel / Frankfurter Rundschau
Und so sind diese Tagebücher vor allem eine außergewöhnliche Sittengeschichte, die die Weite des damaligen anarchistischen Denkens deutlich machen. Sie sind ein kulturgeschichtlicher Schatz und das literarische Vermächtnis des 1934 von den Nazis Ermordeten. Band 1 erzählt von der subkulturellen Radikalität der früheren Boheme, die sich auch im Praktizieren anderer Lebensformen unmittelbar versuchte.
Andreas Fanizadeh / taz
Mühsam macht Spaß. Seine Tagebücher gewähren Einblick in ein ereignisreiches Leben, am Anfang des vorigen Jahrhunderts.
Birgit Güll / Welt
In diesen Tagebüchern aber findet der Schriftsteller Erich Mühsam zu sich selbst und erschafft ein einzigartiges Zeitdokument.
Klaus Birnstiel / Frankfurter Allgemeine Zeitung
Ein einmaliges zeitgeschichtliches Dokument.
Oliver Pfohlmann / Neue Zürcher Zeitung
Die Aufzeichnungen liefern ein großartiges Sittenbild der deutschen Kulturgeschichte im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, mit allem Klatsch und Tratsch, in allen Finessen und Details.
Julian Schütt / Basler Zeitung
Ein wunderbares Unternehmen. Eine Geisterbahn durch das erste Viertel des Zwanzigsten Jahrhunderts – und eine Fundgrube satirisch-literarischer Kostbarkeiten aus dem Grenzbereich von Bohème und Politik.
Jürgen Werth / WDR 5
Die Lektüre ist vergnüglich und erhellend.
Brigitta Lindemann / WDR 3
Ein großes Vorhaben und der erste wirklich überzeugende Versuch, Buch und Internet plausibel und produktiv zu kombinieren.
Frank Dietschreit, rbb Kulturradio
www.muehsam-tagebuch.de ist ein großartiges Tummelfeld für den Leser: Namen und Stichworte verweisen auf kurze Erläuterungen, auf Links zu ausführlicheren Informationen und auf Links zu jenen Tagebucheinträgen, in denen ebenfalls von dieser Person oder jener Sache die Rede ist. Eine Vernetzung, wie sie im Buche steht: Man kann die Tagebücher entlang einzelner Figuren oder Themen lesen oder sich einfach treiben lassen.
Katrin Schuster / der Freitag
Und jetzt muss eine verlegerische Großtat bejubelt werden: die Edition der Tagebücher des Anarchisten, Dichters und Räterevolutionäres Erich Mühsam, die der Verbrecher Verlag zugleich als Printfassung und online auf den Weg bringt. Mühsams Werk, das zeigt bereits der erste Band aus den Jahren 1910/11, stellt ein Zeitdokument ersten Ranges dar – das ironisch geschilderte Leben der Münchner Boheme zwischen Finanznöten, Erotik und Politik.
Elke Brüns / Tagesspiegel
Die trotzige Lebenslust, grimmige Selbstbeschau und die kluge Charakterisierung und Karikierung von Mitmenschen machen die 350 Seiten zu einer anregenden Lektüre.
Cornelia Geißler / Berliner Zeitung
Die Mühsam-Tagebücher zeichnen eindrucksvoll ein historisch-kulturelles Panorama, gleichzeitig liefern sie politische und ästhetische Reflexionen des ständig von Geldnöten geplagten Dichters.
Tobias Schwartz / Märkische Allgemeine
Was einen sofort reinzieht in die Tagebücher, ist Mühsams selbstverständliches Vermischen von Politischem und Privatem. Bei aller Überzeugung, dass ein Leben außerhalb der Gesellschaft möglich sei, kommt auch das Gesellschaftliche – in Gestalt von Klatsch aus der Münchner Bohème – nicht zu kurz.
Sebastian Fasthuber / Falter (Wien)
Das macht die Tagebücher so ungemein lesenwert, weil sie ganz ohne die Phrase der Agitation auskommen, sondern Erich Mühsam ganz unverstellt, manchmal fast naiv, manchmal mit Forscherneugier schildert, was ihm widerfährt.
Tomas Fitzel / SR 2 KulturRadio
Das mutigste Buch dieses Herbstes (…) Und sein Tagebuch ist Literatur. Es ist Krankenakte („Der elende Tripper“), kommentierte Geschichte und Kunstkritik („Ich ging mit einigem Misstrauen an den beinah 600 Seiten Wälzer heran – aber ich bin angenehm enttäuscht“). Politik und Gossip. Ernst und komisch.
Maren Keller / KulturSPIEGEL
Der erste Band (1910 – 1911) macht uns zum Zeugen der Existenz eines Künstlers in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, in der Schwabinger Boheme, in Kaffeehaus, Kabarett und Theater. (…) Faszinierend wie der kulturgeschichtliche Inhalt der Notate ist die Form. Denn der Verbrecher Verlag nutzt das Internet-Potenzial nicht bloß zu mehr oder minder offener Werbung durch Textauszüge. (…) Stattdessen erscheint zusammen mit der Print-Ausgabe deren vollständige Online-Publikation.
Volker Gransow / KULTURATION – Online Journal für Kultur, Wissenschaft und Politik
Im ersten nun publizierten Band der Mühsam-Tagebücher entsteht das Panorama einer ganz eigenen Gesellschaft, die in ihren Grundzügen aber überraschend vertraut wirkt. Zudem kann man in dem Mühsam des Tagebuchs einen liebenswürdigen Menschen entdecken; einen scharfsinnigen Kommentator seiner Zeit. Sein Ton kann innerhalb weniger Sätze umschlagen: von dem Horror, den er wegen des Geldmangels empfindet, in die zärtliche Sprache des Verliebten.
Christoph Braun / fluter. Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung
Mühsams Tagebücher von 1910/11 überliefern wertvolle Momentaufnahmen aus der Künstlerboheme des untergehenden deutschen Kaiserreichs. Sie zeichnen das Lebensbild eines hedonistischen Lebemanns und gesellschaftlichen Außenseiters, weswegen sie als Lebensbericht nicht exemplarisch für „den deutschen Durchschnittsbürger“ von damals stehen können – aber vielleicht macht gerade das sie so interessant.
Martin Jankowski / Fixpoetry
Sie sind eine große späte Entdeckung: die Tagebücher des 1878 geborenen Poeten, Publizisten und anarchistischen Politikers Erich Mühsam […]. Bis ins Jahr 1924 setzt er die Aufzeichnungen fort, die ihn als genauen Beobachter seiner Umgebung und stilsicheren Schriftsteller erweisen. Pointiert, polemisch und schonungslos hat er mit diesen Heften ein Jahrhundertwerk hinterlassen.
Harry Oberländer / Faust-Kultur
Die von dem Anarchisten und Freidenker Mühsam mit Sorgfalt geführten und flott geschriebenen Tagebücher sind mehr als eine reine Selbstbespiegelung. Sie sind als seltenes zeitgeschichtliches Dokument eine faszinierende Chronik der gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Verfassung jener Zeit, ferner ein Stück Sittengeschichte und zugleich ein Who is Who der damaligen Polit- und Kulturszene.
Bernd Philipsen / Schleswig-Holstein Journal – Wochenendjournal des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages
Erich Mühsams Tagebücher sind intime Zeitdokumente, literarisches Bekenntnis und Botschaft an die Zukunft. Er hat ein Leben im Widerstand gelebt – gegen Konventionen, gegen Kriegstreiberei und Unmenschlichkeit.
Peter Künzel & Matthias Leitner / Münchner Feuilleton
Eine staunenswerte editorische und finanzielle Kraftanstrengung eines relativ kleinen Verlags […] Jetzt, 77 Jahre nach Mühsams Ermordung, wird diese einmalige zeitgeschichtliche Quelle wieder greifbar. Eine historisch-politisch-literarische Lektüre, die absolut lohnt.
Hannes S. Macher / Forum Politikunterricht