Herausgegeben von Friederike Fahrenhorst. Mit Illustrationen von Wolfgang Neumann.
„Einwanderern wie Aras Ören“, schreibt Hans Magnus Enzensberger, mache man es hierzulande schwer: „Stillschweigend und auf seine Weise folgt der literarische Betrieb den Spielregeln der Ausländerbehörde.“ Dabei kommen Fremde seit Jahrtausenden nach Europa und werden hier heimisch. „Ohne die Neuen und ihr Gepäck wäre die Welt nicht die von heute“, weiß Ören. Dennoch sehen sich die, die herkommen, immer wieder Anfeindungen ausgesetzt. Und sie selbst müssen sich verändern, denn die fremde Kultur konfrontiert sie mit neuartigen Gebräuchen und Sitten.
Der große deutsch-türkische Autor Aras Ören hat sich mit diesem Konflikt immer wieder auseinandergesetzt, in Romanen, Gedichten und Reden. Dieses Lesebuch präsentiert einen Querschnitt aus seinem reichen Werk, in dem seit den Sechzigerjahren immer wieder festgestellt wird: „Die Fremde ist auch ein Haus.“
Vor allem aber ist er der Dichter, der die Metamorphosen derer beschrieben hat, die sich nach ihrer Ankunft in Deutschland unweigerlich verändern mussten. Dadurch hat er schneller als alle anderen verstanden, dass die Neuankömmlinge auch dieses Deutschland verändern würden. […] Aras Örens Werk ist das Werk des ersten deutschen Autors, der auf Türkisch schreibt.
Ulrich Gutmair / taz
Eine archaische Melancholie herrscht in diesen Texten, eine harte, poetische Sprache, die unversehens zu Momenten heftiger Schönheit zusammenfließen kann.
Harald Jähner / Berliner Zeitung
„Wir neuen Europäer“ bietet einen guten Hintergrund für all das, was heute in der Türkei passiert. […] Vielleicht ließe sich ja diese hoffnungsvolle Prophezeiung wagen: Wer die Verse dieses Dichters wirklich liest, wird kaum je in Versuchung kommen, Slogans zu schreien und Fahnen zu schwenken – welche auch immer.
Marko Martin / Deutschlandfunk Kultur
Es ist die Zeit der Arbeiter und Arbeiterinnen, denen unpassenderweise die Vorsible »Gast-« angehängt wurde, denn weder behandelte man sie wie Gäste, noch verhielten sie sich so. Sie machten lauter Sachen, die nicht vorgesehen waren: Sie lebten hier. Manche starben hier. Sie entwickelten Ansprüche und forderten ihre Rechte ein. Und manch einer machte sich sogar über die deutschen Beamten lustig.
Regina Stötzel / neues deutschland
Aras Ören […] muss indessen nicht neuerlich aktualisieren, was er über Themen wie Weggehen und Ankommen und über das Sich-fremd-Fühlen in seinem neuen Domizil in Deutschland registriert und in seine literarischen Arbeiten eingetragen hat. […] Von Brüssel ist in diesen Texten nie die Rede, aber sie liefern bedrückende Impressionen vom Sich-Festklammern an alten Gewohnheiten wie an alten Feindbildern und vom Stolz auf die eigene Verbohrtheit.
Johann Holzner / Literaturkritik.de
Ein Werk solchen Charakters sollte in keinem Bücherregal fehlen, doch darf es gerade heutzutage dort nicht als „Klassiker“ verstauben. Es gehört gelesen, mehrfach vielleicht sgoar, denn es hilft sogar, einander zu verstehen!
Wolfgang Schiffer / Wortspiele
Ich habe beide Bücher [„Was will Niyazi auf der Naunystraße?“, „Wir neuen Europäer. Ein Lesebuch“] in einem Schlag durchgelesen. Sie haben mich gepackt. Niedergeschmettert, vielleicht eher. Ich habe angefangen, mich zusammen mit den Figuren fremd zu fühlen, klein, trotzig, unverstanden und unverständlich, enttäuscht, aber auch hoffnungsvoll.
renk magazin
Anthologien wie Wir neuen Europäer sind wichtig, damit Texte nicht in Vergessenheit geraten. Sie sind wichtig, damit Texte von alten und neuen Leser*innen weiter und wieder gelesen werden. Und sie sind wichtig, um nachfolgende Generationen an die Errungenschaften derer, die vor ihnen tätig waren und nach wie vor sind, zu erinnern.
Ahu Tanrısever / renk magazin