Wolfgang Hilbig ist ein Autor der literarischen Moderne. Aber welcher? Literaturkritik und Literaturwissenschaft stellten ihn immer wieder in die Tradition der westlichen Moderne und leiteten seine Gedichte von Rimbaud und seine Prosa von Kafka her. Das trug ihm manchen Preis ein, aber auch manche Kritik, weil die Moderne in den 1980er und 90er Jahren längst unter Anachronismusverdacht stand.
Zum Verständnis seiner Texte trug es ohnehin nur eingeschränkt bei. In dem Maße, in dem man sich nur unzureichend über die Einseitigkeit dieses Modernebegriffs im Klaren war, verstellte er einen Teil der Moderne, die für Hilbig nicht weniger prägend war. Zu ihr gehört Welimir Chlebnikow ebenso wie der russische Formalismus. Die Beiträge des Bandes versuchen, einen ost-west-transzendenten Modernebegriff wiederzugewinnen, und konfrontieren ihn mit Hilbigs Texten.
Mit Beiträgen von Stephan Pabst, Carsten Gansel, Wolfgang Emmerich, Wolfgang Engler, Michael Ostheimer, Marie-Luise Bott, Carola Hähnel-Mesnard, Françoise Lartillot, Michael Opitz, Joanna Jabłkowska und Stefan Matuschek.
Inhalt
Einleitung
Stephan Pabst
Affirmation und Aufstörung?
Zu Aspekten des Modernediskurses im ›geschlossenen‹ System der DDR
Carsten Gansel
DDR-Literatur und Moderne
35 Jahre Nachdenken über eine schwierige Beziehung
Wolfgang Emmerich
Fraktale Erinnerung: Hilbigs Sippe
Wolfgang Engler
Wolfgang Hilbig und das Zeitregime der Moderne
Michael Ostheimer
Reiseempfehlung in geschlossener Gesellschaft
Hilbigs Erzählung „Die ewige Stadt“ (1981) in der Tradition von Alfred Kubin
Marie-Luise Bott
Chlebnikow-Spuren in Wolfgang Hilbigs Dichtung
Carola Hähnel-Mesnard
Von alten und neuen Höfen
Über einige (baudelairesche) Textprozesse in den ersten Gedichtbänden von Wolfgang Hilbig
Françoise Lartillot
„Noch zu Benjamins Rede“
Wolfgang Hilbig liest Walter Benjamin
Michael Opitz
Der Holocaust als Begründung einer Poetik der Moderne bei
Theodor W. Adorno und Wolfgang Hilbig
Stephan Pabst
Die Unbequemen
Albtraumwelten von Wolfgang Hilbig und Tadeusz Konwicki
Joanna Jabłkowska
Schaudern und Verhöhnen
Romantik bei Wolfgang Hilbig und Botho Strauß
Stefan Matuschek
Siglen- und Abkürzungsverzeichnis
ANHANG
Anhang 1
Wolfgang Hilbig: „Die ewige Stadt“. Text der Lesung Ost-Berlin, 27. März 1982
Edition von Marie-Luise Bott
Anhang 2
Textgenetische Darstellung von Textzeugen zu »fermes«
Edition von Françoise Lartillot
Anhang 3
ZU DEN BEITRAGENDEN
DANKSAGUNG
RECHTEVERMERK