Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Christine Künzel
Bereits 1955 publizierte die damalige Schülerin Gisela Elsner erste kleine Erzählungen, 1956 erschien das gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann Klaus Roehler verfasste Buch „Triboll“, in dem kurze, surrealistische Geschichten versammelt sind. Auch als Gisela Elsner längst eine gleichsam umstrittene wie gefeierte Romanautorin war, ließ sie nicht von der kurzen Form ab. In ihren Erzählungen antwortet Hermann Kafka auf den berühmten „Brief an den Vater“ seines Sohnes Franz, Herr Leiselheimer will sich als progressiver Unternehmer bewähren, die Friedensbewegung nimmt Elsner ebenso aufs Korn wie den wütenden Kleinbürger, der seine NS-Vergangenheit verleugnet. Es gibt eine „vertrackte, abgeschmackt anmutende, haarsträubende Sache, über die man nur den Kopf schütteln kann“, das „Pop-Papp-Party-Projekt“ findet statt, und schließlich lesen wir eine unglaublich komische Reportage von der Beerdigung der Gisela Elsner.
Diese Erzählungen zeugen von der großen Stilistin, der herausragenden Satirikerin und auch von der politischen Denkerin, die Elsner war. In den beiden Bänden „Versuche, die Wirklichkeit zu bewältigen“ und „Zerreißproben“ sind erstmals alle ihre Erzählungen versammelt.
Ein ästhetischer Genuss ist vor allem Elsners Sprache, die fesselt und zugleich abschreckt. (…) Mit analytischer Schärfe wird die Wohlstandsgesellschaft und das Gebaren des westdeutschen Kleinbürgers aufs Korn genommen. Elsner setzt den literarischen Figuren ein waches Observationsauge ins Genick. So entgeht ihr keine Bewegung, die diese allesamt unsympathischen Kreaturen vollführen.
Carola Wiemers / Deutschlandradio Kultur
Nach Romanen und politischen Schriften erschienen jüngst zwei Erzählbände, […] die in jeglicher Hinsicht sehr gute Zeitdiagnosen sind. Elsner erzählt mal brutal realistisch, oft lakonisch distanziert, dann wieder surreal und im Wortsinne fabelhaft.
Jens Uthoff / taz. die tageszeitung
Man kann diese Erzählungsbände aufschlagen, wo man will: Immer wird auch unsere Gegenwart erkennbar in der überwiegend in den 70er und 80er Jahren entstandenen Kurzprosa, weil die darin beschriebenen bundesrepublikanischen Alltagspathologien und die Obsessionen des Kleinbürgers seit Elsners Freitod dieselben geblieben sind. Die Themen ihrer Erzählungen sind heute aktueller denn je…
Thomas Blum / Neues Deutschland
Ihr Leben und ihre Bücher sind ein Zoom in die Geschichte unserer Gegenwart. Das ist hart und schön zugleich.
Rainer Schaper / Radio SRF 2 Kultur
Gisela Elsner geht mit allen ihren Protagonisten gleich gnadenlos um: dem mittleren Unternehmer, der seine Weltsicht in seinem Verhältnis mit einer Verkäuferin perpetuiert ebenso wie dem Kleinbürger, der nach oben buckelt und nach unten tritt.
Fränkische Nachrichten
Die in den Bänden des Verbrecher Verlags versammelten Texte und Erzählungen zeigen die stilistische und auch politische Entwicklung Gisela Elsners hin zu der „eisigen Humoristin“, wie die NZZ sie einmal nannte. […] … ihr Blick ist immer pointiert, scharf, sarkastisch und erhellend.
Matthias Reichelt / Wespennest
„Die Auferstehung der Gisela Elsner“ nennt sich eine Erzählung, die Elsner mit knapp dreißig Jahren geschrieben hat. Sie steht plakativ für die gegenwärtige Wiederentdeckung der in Vergessenheit geratenen „schmutzigen Satirikerin“, wie sie sich selbst bezeichnete.
Martin Hanni / kultur elemente
Ihre Texte handeln von der Künstlichkeit einer bürgerlichen Welt, die einerseits die Schrauben immer fester anzieht, andererseits verschroben daher kommt. Das Herausstechendste an Elsners hier vorgelegten Erzählungen ist: sie legt ein Zeugnis ihrer selbst ab, und das so fundamental und radikal, dass es einem die Luft abdrehen kann.
Karin Afshar / Glarean Magazin
Zugleich sind die Texte von einer grandiosen Sprachgewalt und von großem Witz – bei Elsner kein Widerspruch: Die Absurdität gesellschaftlicher Verhältnisse löst Lachen wie Verzweiflung in einem aus. […] Eine Ausnahmeerscheinung.
Claire Horst / AVIVA-Berlin
Auch hier sind G. Elsners Erzählungen mal kafkaesk-surreal, mal ganz konkret und nehmen in bitterböser, sarkastischer Art den „Selbstverwirklichungswahn“ frustrierter Hausfrauen, die Selbstgefälligkeit der Friedensbewegung aufs Korn oder sezieren provokant und radikal die gesellschaftlichen Verhältnisse der Bundesrepublik.
Dagmar Härter / ekz bibliotheksservice