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Zwischen Antisemitismus und Apartheid. Jüdinnen und Juden in Südafrika (1948 – 1990)

24,00 

Broschur, 560 Seiten

Südafrikanische Juden und Jüdinnen stellten im Verhältnis zu ihrer Anzahl überproportional viele Gegner*innen der Apartheid. Über fünf Jahrzehnte leisteten jüdische Aktivist*innen wie Esther und Hymie Barsel, Lionel „Rusty“ und Hilda Bernstein, Rica Hodgson, Bram Fischer, Denis Goldberg, Joe Slovo und Ruth First Widerstand gegen das Apartheid-Regime. Ihre Bereitschaft, ihr Leben für die Befreiung vom rassistisch begründeten weißen Minderheitsregime zu riskieren, war keineswegs selbstverständlich.
In diesem Buch untersucht Hanno Plass das Phänomen der „überproportionalen“ Beteiligung jüdischer Südafrikaner*innen hinsichtlich der Rolle, des Einflusses und der Motive der jüdischen Oppositionellen. Welche Erfahrungen haben sich in ihren Entscheidungen zum Widerstand niedergeschlagen? Lässt sich darin eine „jüdische Erfahrung“, eine Art „jüdischer Erfahrungsraum“ erkennen? Nach einem historischen Überblick, der einerseits die wesentlichen Weichenstellungen für die Gesellschaft der Apartheid skizziert und andererseits die Koordinaten der jüdischen Community aufgreift, stellt Hanno Plass unter Rückgriff auf biographische Zeugnisse und Interviews die Widerstandspraxis mit dem Hauptaugenmerk auf die jüdischen Aktivist*innen und deren Beteiligung wie auch ihre Stellung innerhalb der Opposition dar.

Inhalt

Abkürzungen

1.  EINLEITUNG 
1.a Fragestellung
1.b Forschungsstand
1.c Theoretische Rahmung
1.d Quellenlage
1.e Zum Aufbau der Arbeit
1.f Vorbemerkungen
Wer ist jüdisch?
Schwarz, weiß, indisch und coloured in Südafrika
Gender
Persönliche Notiz

2. HISTORISCHER HINTERGRUND
2.a Jüdische Einwanderung nach Südafrika im 19. und 20. Jahrhundert
Der zweite südafrikanische Krieg (1899–1902)
Politische Ausdifferenzierung der jüdischen Gemeinschaft
Ökonomischer Aufstieg – mühsam, aber stetig
Innenpolitische Konflikte: Einwanderungsbeschränkung und Antisemitismus
Die Periode des Zweiten Weltkriegs
2.b Die Entwicklung der Apartheid und der Widerstand
Widerstandskampagnen
Auf dem Weg in den Untergrund

3. WIDERSTAND – FLUCHT – EXIL
3.a Formen des Widerstands gegen die Apartheid
Weichenstellung des Widerstands: Politisierung in der Armee
1948: Wahlsieg der „home front fascists“
Ernüchterung und Differenzen in der Opposition
Das Treffen in der Darragh Hall, November 1952
Die Trennung von liberaler und radikaler Opposition
3.b Der Congress o! Democrats
Afrikanistische Kritik an der Beteiligung des COD an der Kongress-Allianz
Der COD – ein jüdisch geprägtes Sammelbecken der weißen Linken
Exkurs: The Guardian und Fighting Talk – Publizistik als politische Praxis
Der Congress of the People und die Freedom Charter von 1955
Die Kommunistische Partei und ihre Rekonstituierung
Parteikonferenzen im Untergrund
Die SACP-Auslandsgruppe in London
Die Diskussion um „Non-Racialism“
3.c Nach dem Congress o! the People: Verschärfung des Konflikts
Der Weg in den Untergrund: Sharpeville und das Ende des Legalismus 1960
Diskussion um den „Speer der Nation“ in Südafrika
Erste Anschläge gegen den Apartheidstaat: tollkühn und naiv
Das National Committee for Liberation / African Resistance Movement
„Ein allerletztes Mal“ – Die Razzia von Rivonia, 11.7.1963
Der Antisemitismus der Sicherheitspolizei
3.d Exkurs: Inhaltliche Arbeit: die These des „Colonialism of a Special Type“, die Verabschiedung der Freedom Charter und Ronald Segals „Africa South“
Colonialism of a Special Type (CST)
Die Freedom Charter
Africa South – intellektuelle Einheitsfront
3.e Push and Pull – Fluchtwege aus Südafrika
Bannung
Detention: Gewahrsam und Schutzhaft
Untergetaucht in Swasiland
Im Gefängnis – Gewahrsam 1956
Gewahrsam im Ausnahmezustand 1960
„Bye, bye, blue sky!“ – 90-Tage-Schutzhaft, 1964
Folter
Die Schlapobersky-Affäre 1969
Mord(drohungen)
Gefängnisalltag nach 1964
Flucht aus Südafrika
Exit Permits
Passangelegenheiten / Grenzverkehr
Illegale Ausreise nach Botswana
Verfolgte und ihre Familien
3.f Exil im Herzen des Commonwealth: »unsichtbare« Emigranten
Exil, Emigration oder Diaspora?
Ankunft in England
Ansprechpersonen und Unterkunft, Wohnorte und Aufenthalt
Etablierung, Aufenthaltsrecht und Asyl
Arbeitsplätze
Im inneren Kreis des politischen Exils
An den Rändern der Polit-Szene
3.g Organisationsarbeit im Exil
Anti-Apartheid Movement
Der ANC in London
Internationale Solidarität – der International Defence and Aid Fund
Die South African Communist Party im Exil
3.h Konflikte in der politischen Diaspora
Afrikanistische Kritik am ANC: Die »Achterbande«
der PAC und Black Consciousness
Kommunisten und Trotzkisten
Exkurs: Searchlight South Arica
Das AAM und die City of London Anti-Apartheid Group

4. VERORTUNGEN: ZWISCHEN JÜDISCHKEIT UND KOMMUNISMUS
4.a Exkurs: Juden und südafrikanischer Nationalismus
4.b Wer bin ich? Selbstbewusstsein und Selbstbeschreibung
Profilierung der eigenen Identität
Entfremdung von der Familie
Politik als Familientradition
Entfremdung von der weißen Minderheit
Agitation innerhalb der jüdischen Minderheit
Entfremdung von der etablierten jüdischen Community
„Jode, julle predikant is hier“ – Besuche des Rabbiners
Juden im Gefängnis
Selbstbild und Zuschreibung: jüdisch vs. weiß?
Familie und Ausbildung
4.c Über die Grenzen des Ethnischen hinweg?
Freundschaft und Liebe
Politik über die Farbschranke hinweg
Das alternative Milieu der Opposition – Kultur, Politik und Freundschaft

Mit der Partei auf der Party
Exkurs: Der Treason Trial (1956–1961) und der Rivonia Trial (1963–1964)
Hochverrat: Treason Trial, 1956–1961
Sabotage: Rivonia Trial, 1963–1964

5. RÜCKKEHR
5.a Legalisierung des ANC und Remigration
Wer geht und wer geht wann?
Operation Vula – Absicherung der Veränderung und Selbstverteidigung des ANC?
Aufbau des „neuen“ Südafrikas und Regierungsverantwortung
5.b Verbleib im Exil
5.c Umkämpfte Vergangenheit – umkämpfte Gegenwart?
Der jüdische Beitrag zum Kampf gegen die Apartheid in Südafrika
Das SAJBD und die jüdischen Radikalen
Bruchstellen – Konflikte zwischen linken Aktivisten und der Community
5.d Die Rolle der „weißen“ jüdischen Anti-Apartheid-Aktivisten – eine Bilanz

6. SCHLUSS

 
7. DANK

 
8. QUELLEN UND LITERATUR
8.a Interviews
8.b Archivquellen, Privatarchive und E-Mail-Korrespondenz
Archivquellen
Privatarchive
8.c Onlineartikel, -dokumente und Filme
8.d Periodika
8.e Literatur und gedruckte Quellen

Ein spannend zu lesendes Sachbuch.
Almut Engelien / NDR

Plass beschreibt in vielen Details das Leben der Gruppe jüdischer Antiapartheidkämpfer, bettet es in den Kontext der Geschichte des südafrikanischen Kampfes gegen die Apartheid ein und bietet so auch eine dichte Beschreibung des Erfahrungsraums dieses Kampfes.
Robert Heinze / junge Welt

Plass hat ein anregendes und lesenswertes Buch vorgelegt, das sowohl einen Beitrag zur Geschichte des Kampfes zur Überwindung der Apartheid-Herrschaft in Südafrika als auch zu einer umfassenderen jüdisch-linken Geschichte leistet.
Florian Weis / Rosa Luxemburg Stiftung

Eine, so kann man das Fazit ziehen, wirklich verdienstvolle Arbeit, die auf einer beeindruckenden Anzahl von Archivmaterialien, Interviews mit Zeitzeugen und der Auswertung von Fachliteratur basiert.
Ulrich van der Heyden / afrika süd

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