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Neu! Es sind die unabhängigen Verlage, die immer wieder für großartige literarische Entdeckungen sorgen – mit Mut, Leidenschaft und etwas Verrücktheit. Darum stellen wir ab sofort zwei Mal im Jahr einen dieser Verlage vor. Unser erster Gast ist der Berliner Verbrecher Verlag, der in unserer Online-Abstimmung mit drei Vorschlägen die meisten Stimmen erhielt. Mit Verlegerin Kristine Listau sprechen wir über die Arbeit in der „Verbrecherei“, und die beiden Autorinnen Dilek Güngör und Lorena Simmel lesen aus ihren neuen Romanen vor.
Der Verlag
1995 in Berlin gegründet, steht der Verbrecher Verlag in der Tradition linker Literaturverlage und veröffentlicht Belletristik, Sachbücher und Wissenschaft. Neben Werkschauen oder verlegerischen Großtaten wie der Veröffentlichung von J. J. Voskuils 7‑bändigem Monumentalroman ›Das Büro‹ publiziert er regelmäßig Debütromane. Zu den bekannteren Verbrecher-Autor:innen zählen Aras Ören, Anke Stelling, David Wagner oder Dilek Güngör. Dafür gab es bislang u. a. den Kurt Wolff-Preis, den Zillmer-Verlegerpreis und 3x den Deutschen Verlagspreis.
Die Autorinnen des Abends
Dilek Güngör, geb. 1972 in Schwäbisch Gmünd, absolvierte ein Englisch- und Spanisch-Übersetzerstudium und im englischen Warwick einen Master in „Race and Ethnic Studies“. Sie lebt in Berlin als Journalistin und Schriftstellerin. 2007 erschien ihr Debütroman „Das Geheimnis meiner türkischen Großmutter“. Ihr Roman „Vater und ich“ wurde 2021 für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Sie liest aus ihrem neuen Roman „A wie Ada“: In der Sprache ihrer Eltern heißt Ada Insel. Ada denkt, auch sie wäre eine einsame Insel. Der Umgang mit anderen Menschen ist ihr oft unangenehm; wann sie sich wie verhalten soll, kann sie schwer einschätzen. Ada will geliebt werden, nicht von allen, unbedingt aber von den anderen. Poetisch und humorvoll erkundet Dilek Güngör die Beziehungen ihrer Protagonistin, angefangen bei deren Kindergarten- und Schulfreundschaften bis hin zu ihren eigenen Kindern und ihrem Mann.
Lorena Simmel, geb. 1988 in Fribourg (CH), studierte Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut sowie Europäische Literaturen in Berlin und Warschau. Sie war u. a. Stipendiatin des 16. Klagenfurter Literaturkurses und der Jürgen-Ponto-Stiftung.
Sie liest aus ihrem druckfrischen Debütroman „Ferymont“. Eine Studentin heuert in einem Schweizer Dorf als landwirtschaftliche Hilfskraft an und befreundet sich mit Daria, die mit ihrer Familie jährlich zur Feldarbeit aus Moldau anreist. Ein Roman, der „sprachlich virtuos kapitalistische Arbeitsbedingungen hinterfragt und sensibel die Geschichten von Saisonarbeiter:innen in den Mittelpunkt stellt.“
Die Verlegerin
Kristine Listau, geb. 1977 in der Sowjetunion, ist im Rheinland aufgewachsen und studierte in Frankfurt/M.Religionswissenschaften, Politik und Slawistik. Heute lebt sie in Berlin, wo sie zusammen mit Jörg Sundermeier den Verbrecher Verlag leitet.