Esther Becker
Wie die Gorillas
Abnehmen, ohne anderen davon zu erzählen, den Rasierer auf dem Weg in die Schwimmbaddusche verstecken, schminken, als wäre alles von Natur aus so.
Esther Becker liest aus ihrem Debütroman »Wie die Gorillas«. Darin beschreibt sie das Erwachsenwerden junger Frauen in einer Gesellschaft, die behauptet, alle könnten selbst bestimmen. Doch gehört sich Manches und Anderes nicht. Wo verlaufen die Grenzen zwischen ausgelebter Individualität und den Anstrengungen dazuzugehören? Wie soll der Körper aussehen, wie sich benehmen – ob beim Sportunterricht, in der Schule, unter Freundinnen oder in Beziehungen? Lustvoll, pointiert, mit viel Humor und mit der Drastik, die es benötigt, erzählt Becker vom gesellschaftlichen Druck, der auf jungen Frauenkörpern lastet.
Esther Becker, geboren 1980 in Erlangen, lebt als Dramatikerin, Schriftstellerin und Performerin in Berlin. Sie studierte an der Hochschule der Künste Bern und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Sie veröffentlichte Texte in diversen Magazinen und Anthologien. Ihre Theatertexte (Verlag Felix Bloch Erben) wurden bereits mehrfach ausgezeichnet und in Deutschland und der Schweiz aufgeführt. Sie ist Mitglied der Theaterformation bigNOTWENDIGKEIT.
Lars Werner
Zwischen den Dörfern auf Hundert
Dresden, Sommer 2006. Während Deutschland im Zuge der Fußball-WM eine neue Arglosigkeit im Umgang mit nationalen Symbolen entwickelt, sind Benny, seine beste Freundin Maren und ihre Clique auf »Anti-Schland«-Kurs. Weil sie wissen, wohin Patriotismus führen kann. Und weil sie Punks sind. Bei Pogo-Partys im Jugendzentrum Rosaluchs, Straßenschlachten mit der Polizei und Kollisionen mit Neonazi-Banden erleben sie das Erwachsenwerden im Schleudergang. Bennys Alltag ist ein Taumel zwischen Gefahren und Glücksmomenten. Hinzu kommen die unvermeidlichen Wirrungen der Pubertät: Eskalationen im Elternhaus, Planlosigkeit in Sachen Zukunft, Verselbstständigung der Hormone. Und dann ist da noch dieser komische Kuss mit seinem Kumpel Arne, der Benny deutlich mehr beschäftigt als ihm lieb ist.
Mit »Zwischen den Dörfern auf hundert« legt Lars Werner seinen ersten Roman vor. Hellsichtig und humorvoll zeichnet er das Porträt einer ostdeutschen Jugend, die den DDR Sozialismus nur noch aus Erzählungen kennt, dem nachfolgenden Erstarken des Neonazismus dagegen täglich ausgesetzt ist. So ist dieses Debüt nicht nur eine ambivalente literarische Liebeserklärung an Dresden und sein Umland, sondern auch ein lakonischer Kommentar auf die Zerrissenheit der deutschen Gesellschaft. Das Ringen zwischen Gestern und Heute, Herkunft und Ankunft, Mainstream und Queerness, Stadt und Provinz – all das steckt drin im drängenden Lebenshunger von Lars Werners Ich-Erzähler Benny. Er demontiert den Mythos vom Sommermärchen – indem er sein eigenes erzählt.
Die Lesung ist Teil der Veranstaltungsreihe LauseLive! und kostenlos zugänglich. Wir freuen uns über eine Spende!