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Alexander Pehlemann, Robert Mießner und Ronald Galenza
im Gespräch mit Thomas Meinecke
Im letzten Jahrzehnt der DDR fanden Punk und seine experimentellen Verästelungen in Post-Punk, New Wave, Elektronischer Musik und Avantgarde-Rock und -Pop auch in dem stillen Land ihre Hörer*innen. Wer hörte, wollte oft aber auch mehr: »Magnetizdat DDR« erzählt, wie aus Konsument*innen schnell Produzent*innen wurden und DDR-weit eine sich selbst verlegende Kassettentäter*innen-Szene entstand, der Magnetbanduntergrund. Die Herausgeber kommen mittels Geschichten, Anekdoten und Musik mit Autor und Popjournalist Thomas Meinecke ins Gespräch.
Das Kollektiv DiasporaOst sucht nach ästhetischen wie politischen Narrativen, um das Aufwachsen in Ostdeutschland im Umbruch von 1989/1990, das Erbe einer DDR-Sozialisation und das Leben in der Diaspora der BRD zu verstehen. Wir denken über das Träumen und Fürchten im Alltag der DDR nach, schreiben über und organisieren Veranstaltungen zu Kultur, Kunst und Politik der (Post-)DDR.
Immer noch wird viel geschrieben über das Leben in der DDR. Mit dem staatspolitischen Bankrott der DDR und ihrer Angliederung an die BRD wurde nicht nur das Volkseigentum fachkundig durch die Hände der Treuhand in den Westen transferiert, sondern mit ihm auch die Hoheit über das Narrativ: Leben in der DDR. Das Ende der DDR bedeutet für viele Ostdeutsche auch den Verlust der Verfügung über die eigene Geschichte. Wer darf erzählen und welche Geschichten werden gehört?
Das die letzten 30 Jahre dominierende Narrativ über den Osten beschränkt sich weitestgehend auf den Dualismus zwischen Täter*in-Opfer, Stasi-Opposition, Diktator-Freiheit usw. Alltägliche Geschichten über das Leben, Lieben und Träumen stehen seither unter einem fortwährenden Legitimierungsdruck und verschwinden letztlich mehr und mehr aus dem gesamtdeutschen Narrativ. Die Erfahrungen des alltäglichen Lebens im Sozialismus deckt sich bei genauerem Hinsehen allzu oft nicht mit der anerkannten Erzählung über die DDR. Die Ambivalenzen, Brüche sowie die Heterogenität, welche die ostdeutschen Perspektiven auf die eigene Geschichte aufweisen, schlagen sich kaum im gesamtdeutschen Diskurs über die DDR nieder. Während sich Oppositionsgeschichten großer Rezeption erfreuen, hängt Werken und Künstler*innen, die sich dieser eindeutigen Positionierung verwehren, ein Hauch des Verdächtigen an.
Der beeindruckend breite Fundus der DDR-Literatur und Kunst ist so weitgehend aus der öffentlichen Rezeption verschwunden und mit ihm auch die Zeugnisse und Erzählungen über ein anderes Leben. Die öffentliche Delegitimierung, die diese Kunst erfährt, ist letztlich eine Delegitimierung der Erinnerungen und Erfahrungen der Menschen aus der DDR. Entgegen dem vorherrschenden Narrativ lassen sich die meisten Erzählungen und Künstler*innen aus der DDR gerade nicht so eindeutig einordnen, wie oft suggeriert. Denn das Leben und die Kunst der DDR sind von einer ihr immanenten, kollektiven Widersprüchlichkeit geprägt. Die Kunst, insbesondere die Literatur der DDR, handelt genau diese Widersprüche in Politik und Leben innerhalb der DDR feinsensorisch aus. DDR-Kunst positioniert sich eben darin sozialistisch, als dass sie wie ein Brennglas das eigene Fürchten und Träumen ausleuchtet. Dem wollen wir in dieser Veranstaltungsreihe nachgehen; dem Träumen, Fürchten und Wünschen der Menschen aus DDR und Ostdeutschland.