von Georg Kreisler
Als der große schwarze Bär
kam den Rhein geschwommen,
staunte ich nicht allzu sehr
und hab’s hingenommen.
Manche Leute schrien hurra,
doch die meisten waren
still und stumm und tralala,
wie seit vielen Jahren.
Zahm und zart und blind und taub
drehte man die Däumchen,
fiel zu Boden, wie das Laub
von den deutschen Bäumchen.
Auch der schwarze Bär war ganz
wohlgemut und heiter,
fraß nur rasch den kleinen Franz
und dann schwamm er weiter.
Als der schwarze Elefant
kam den Rhein geschwommen,
dachte ich: Wie interessant!
Und ich ließ ihn kommen.
Wieder sah man keinen Grund,
sich darum zu kümmern.
Alle hielten brav den Mund,
wollten nichts verschlimmern.
Und der schwarze Elefant
war entspannt und träge,
fraß den kleinen Ferdinand,
schwamm dann seiner Wege.
Als das schwarze Krokodil
kam den Rhein geschwommen,
da gefiel mir sein Profil
und ich rief: Willkommen!
Doch als es zum Fressen schritt,
diesmal Klein Gerlinde,
schrie das Volk: Jetzt Schluß damit!
Krokodil, verschwinde!
Und man schlug das Krokodil,
wollte es zerreißen,
doch das brachte nicht sehr viel.
Krokodile beißen.
Erst biß es den Hans ins Knie,
in den Kopf die Else,
und den Knut und die Sophie
biß es in die Hälse.
Dann verlor es jedes Maß,
tobte seine Wut aus,
und es fraß und fraß und fraß.
Ja, das ging nicht gut aus.
Aus dem Band „Zufällig in San Francisco. Unbeabsichtigte Gedichte“ von Georg Kreisler.