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„Ich will die Zustände beim Namen rufen.“ So bestimmte der Dortmunder Schriftsteller Josef Reding (1929-2020) einmal die Ausgangsposition seines Schreibens. Sein Nachlass wird derzeit im Dortmunder Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt erschlossen, verzeichnet und erforscht. Reding war ein engagierter, ein politischer Autor, der wollte, dass sein Schreiben einen Unterschied macht. In einem Brief an eine Schulklasse hat er dazu erklärt: „Man kann mit einem Wort einen Menschen verletzen wie mit einem Messer. Und man kann mit einem Wort einen Menschen heilen wie mit einem Medikament. Es liegt an uns!“ In der historischen Rückschau wird Redings Gerechtigkeitssinn deutlich, sein Schreiben für das bessere Leben, doch wirken manche seiner Texte zwar gut gemeint, sind aber über die Jahre in eine semantische Schieflage geraten. Das Politische in Redings Literatur scheint nicht gut gealtert zu sein. Muss das Engagement seiner Gegenwart verbunden bleiben und wie sieht das Politische in der Literatur der Jetzt-Zeit aus? Wer schreibt über und für wen und in wessen Stimme wird gesprochen?
Der Literaturwissenschaftler und -kritiker Michael Eggers wird mit der Lektorin und Literaturagentin Bärbel Brands und der Schriftstellerin Bettina Wilpert über das Politische in der zeitgenössischen Literatur sprechen. Ausgehend vom literaturbetrieblichen Alltag werden Fragen danach gestellt, was politische Literatur heute kann, darf und muss – und ob die Literatur noch das richtige Medium für politisches Engagement ist.
Bärbel Brands ist Verlegerin, Lektorin und Literaturagentin. Als Lektorin hat sie unter anderem beim Carl Hanser Verlag gearbeitet und war Mitgründerin des Metrolitverlags. 2021 hat sie gemeinsam mit Kolleg:innen den Verlag weissbooks übernommen.
Bettina Wilpert ist Schriftstellerin. 2018 erschien ihr Debütroman „nichts, was uns passiert“ und wurde nicht nur mit zahlreichen Preisen ausgestattet, sondern auch für Theater und Fernsehen adaptiert. 2022 veröffentlichte sie ihren neuen Roman „Herumtreiberinnen“.
Moderation: Michael Eggers ist habilitierter Germanist und arbeitet als freier Literaturkritiker. 2022 erschien sein Text Wie erzählen von der Unterschicht? in einer Ausgabe von die horen. Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik zum Politischen der Literatur.
Das Projekt „Josef Reding. Autor – Werk – Netzwerk“ wird von der Kunststiftung NRW gefördert.