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Beiderseits der Konfrontationslinie des Kalten Krieges entwickelten sich inspiriert von Punk und Post Punk vibrierende Szenen unabhängiger Selbstverwirklichung mittels Sound, der im Eigenvertrieb auf Kassetten in die Zirkulation gebracht wurde. War es im Westen eine Euphorie des DIY, standen im Osten der Subkultur gar keine anderen Mittel zur Verfügung und mit der ersten Vervielfältigung bewegte man sich bereits auf illegalem Terrain.
Bereits Ende der Siebziger hatte sich eine Szene entwickelt, die sprachexperimentell, mehrmedial oder performativ arbeitete. Mit Punk aber erfuhr alles eine Radikalisierung, stets bemüht, die neuesten Strömungen zu den beschränkten DDR-Bedingungen umzusetzen. Ergebnisoffen wurde dabei zwischen Genres oder Stilen gesprungen und die Akteure hatten sich oft von Staat und Gesellschaft innerlich längst verabschiedet; äußerlich sowieso.
Angetrieben von allgegenwärtiger Langeweile, ausgestattet mit viel Zeit und frei von ökonomischen Zwängen bzw. Möglichkeiten, wurde ohne finales Produktbewusstsein laboriert und fast nie veröffentlicht. Erst die partielle Öffnung mit einsetzender System-Agonie Mitte der Achtziger änderte die Wirkungsbedingungen. Danach gingen viele neue Wege, von denen manche gen Rammstein, andere wiederum zum Label Raster-Noton oder Bands wie To Rococo Rot und Tarwater führten.
Alexander Pehlemann aus Leipzig, Herausgeber des Magazins Zonic und mehrerer Zonic-Spezial-Bücher zur Subkultur hinter dem Eisernen Vorhang, stellt das Thema mit Sounds, Filmen und Bildern vor, basierend auf dem aktuellen Buch „Magnetizdat DDR. Magnetbanduntergrund Ost 1979-1990“ im Verbrecher Verlag und der dazugehörigen Triple-LP bei Edition Iron Curtain Radio.
Im Anschluss spielen Rosa Beton, die Ostberliner Punklegende, deren catchy-nervösen Songs von 1983, die damals lediglich auf einer in der Szene herumgereichten Kassette zirkulierten, vor kurzem bei Edition Tapetopia zugänglich gemacht wurden.