Mit einem Vorwort von Aslak Petersen und Sandra Poppe und der Laudatio auf die Wortmeldungen-Literaturpreisträgerin 2020 von Beate Gütschow.
Illustriert von Oliver Grajewski
Der mit 35.000 Euro dotierte WORTMELDUNGEN-Preis geht 2020 an Kathrin Röggla. Ihr Gewinnertext „Bauernkriegspanorama“ zeichnet ein Bild der Gesellschaft und macht zugleich in jedem Satz deutlich, wie schwierig ein solches Unterfangen ist. Themen wie Rechtspopulismus, Extremismus, soziale Spaltung sowie Stadt-Land-Gefälle stehen dabei im Vordergrund. Die Hilflosigkeit der sogenannten politischen Mitte im Umgang mit diesen Tendenzen sowie die Frage nach der eigenen Positionierung sind dabei fortlaufend präsent. Angesprochen werden zugleich die Veränderung der privaten und öffentlichen Kommunikation durch Social Media, die Unterrepräsentanz von Frauen in entscheidenden Positionen, Leiharbeit, Rassismus bei der Polizei oder die Rolle der Gerichte als letzte Instanzen zur Rettung der gesellschaftlichen Moral. Kathrin Röggla webt all diese Themen und Motive zu einem dichten Textteppich, der zugleich so offen ist, dass sich weitere aktuelle Aspekte ergänzen lassen.
WORTMELDUNGEN – Der Literaturpreis für kritische Kurztexte ist ein Programm der Crespo Foundation. Der Frankfurter Stiftung ist es in ihrem Arbeitsschwerpunkt „Kunst“ ein besonderes Anliegen, Künstler*innen in ihrer professionellen Entwicklung zu stärken und Kontexte zu schaffen, in denen sie ihre Arbeit einer möglichst breiten Öffentlichkeit präsentieren können. Mit Rögglas „Bauernkriegspanorama“ begründet die Crespo Foundation die Buchreihe „WORTMELDUNGEN“ im Verbrecher Verlag.
Nur ein Essay, aber was für einer: Kathrin Röggla denkt sich die deutsche Gegenwart als großes Schlachtengemälde.
Andrea Diener / FAZ (Weihnachtstipps)
Der kunstvolle Essay „Bauernkriegspanorama“ von Kathrin Röggla zeichnet ein düsteres Bild unserer Gegenwart.
Konstantin Ulmer / Zeit
Röggla geht immer weiter am Panorama entlang und schlägt dabei den atemlosen Ton einer Sprecherin an, die sich gerade heftig bewegt und zugleich bewegt wird von der historischen Tragweite dessen, was sie sieht.
Hanna Engelmeier / Süddeutsche Zeitung
Obwohl die literarische Essayistin offenbar keine Ruhe mehr finden mag – eine höchst anspruchsvolle, gewitzte und der Situation gemäße Erzählweise findet sie doch. Daher bereitet Rögglas Essay mit seiner Rhetorik des Provisorischen größte interventionistische Gedankenfreude.
Christian Metz / Deutschlandfunk
Kathrin Röggla im Interview mit Deutschlandfunk Kultur
Kathrin Röggla und ihr brillanter Text „Bauernkriegspanorama“ […] Rögglas „Bauernkriegspanorama“ [ist] das Zeugnis nicht nur eines Moments und nicht einer ganzen Epoche, aber einer Zeit, bei der keiner weiß, wie lange sie anhalten und enden wird. Das Großartige der Grundidee zeigt sich auch darin, dass das Buch wie das Frankenhausener Bild so still und doch so beredet und stürmisch ist.
Judith von Sternburg / Frankfurter Rundschau
„Bauernkriegspanorama“ ist ein Text, der in vielen schmutzigen Winkeln der Gegenwart herumfuhrwerkt wie eine wildgewordene Putzkraft. Was das Staubaufwirbeln bringt? Hoffnung zumindest, legt das Ende nahe, scheint es noch zu geben.
Frankfurter Neue Presse
Der kluge Essay repräsentiert damit ein veritables Gegenmittel zum Gift des eitel-dummen Geschwätzes in den sozialen Medien. „Bauernkriegspanorama“ ist ein Text, der weder ästhetische noch politische Abstriche macht, soll heißen: engagierte Literatur im besten Sinne.
Wiener Zeitung
Mischung aus Zeitdiagnostik und großartigem Schreiben
Erkan Osmanovic / Literaturhaus Wien
Es ist ein groß angelegter und brillant formulierter Versuch, in einer Bildkomposition, die jede zentralperspektivische Betrachtungsweise in spektakulärer Weise unterläuft, diverse beeindruckende Blickwinkel, durchaus neue Blickwinkel auf Hauptprobleme der Gegenwart zu öffnen.
Johann Holzner / literaturkritik.de