Gedichte sind Wortbilder oder Satzgemälde, die nur in Leserköpfen aus- und vorgestellt werden können. Früher betrug die normale Wahrnehmungszeit für Derartiges gewöhnlich ein paar Bewußtseinssekunden pro Bild. Heute ist das nun leider schon die Aus- und Vorstellungsdauer für ganze Wortbildergalerien.
»Wir können heute nichts mehr ausstellen und also auch nichts mehr vorstellen«, klagte neulich bekümmert ein guter, alter Wortbildmaler. »Unsere Bilder hängen wie in toten Köpfen.«
Eine Geschichte aus “Das Leseleben” von Giwi Margwelaschwili