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Kolibri und Kampfflugzeug

21,00 

Leinen mit Leseband, 184 Seiten, vergriffen

Nicht vorrätig

9783957320841 ,

Gedichte, mit 22 Kaltnadelradierungen von Sabine Kahane und einem Nachwort von Jakob Hessing

Chaim Nolls Gedichte sind Notizen, die auf seinem langen Weg aus Deutschland in die Wüste Negev entstanden sind. Die Gedichte folgen Nolls Lebensweg von Berlin über Rom, Tel Aviv in den noch weitgehend unerschlossenen Süden Israels. Seine Erfahrungen und Gefühle spiegeln sich in den formal strengen Versen wider.
Die Künstlerin Sabine Kahane, die seit vier Jahrzehnten mit Noll zusammenlebt, schrieb über diese Texte: »Laufend durch den hellen Wüstensand entstehen seine Gedichte, in der Metrik seiner Schritte wirbeln sie auf.« Sie hat den Band mit 22 Grafiken aus den letzten Jahren illustriert.

Herbst 89

Die Stadt ist müde geworden wie ich sie zu lieben
Vögel fliegen in schlaffer Kurve aufs Dach
Nichts spricht zu mir keine Stimme zu hören
Ungelesen liegen die Briefe im Fach

Als sei die Wolke zu niedrig geflogen
mit durchhängendem rosa Bauch
wie ein Schiff das auf Grund schrammt geborsten
bricht plötzlich der Regen aus

Berlin, August 1989

Konzert für Kolibri und Kampfflugzeug (I)

Der Tag steigt auf in halbem Dämmern
fange ich Sätze ungeschriebne Träume
die Bilder blütenschwerer Bäume
und vom Gewölbe kommt wie Hämmern

Hall Widerhall und scharfes Krachen
der Kampf der Eulen mit den Krähen
um einen Platz zum Nisten Spähen
der Bülbüls liebestolles Lachen

Mein Wüstengarten glüht orange und gold
lackierte Vögel schwarz und blau
in kalter Morgenstunde Tau
sind still die Blüten eingerollt

Omer, 1999

Stille am ersten Tag des Friedens

Die Luft leer
Zart blauer
makelloser
Himmel

Gibt vor
der Himmel
jedes neuen Tags
zu sein

Die Ruhe
die er birgt
ein schöner
Schein

Meitar, 2014

Auch wenn die Gedichte scheinbar heiter beginnen, sprechen die folgenden Strophen oft existentielle Fragen an und Noll gelingt es, über die erste Ebene eine zweite tiefergehende zu legen. […] Nolls Gedichte sind in gleichmäßig gebauten Strophen ohne Satzzeichen geschrieben. Die auf den ersten Blick schnörkellose Sprache verfügt über sehr schöne Bilder, die gekonnt Stimmungen evoziert…
Barbara Zeizinger / Fixpoetry

Noll ist aber nicht nur ein starker Prosaist, sondern auch ein ausgezeichneter Dichter. […] Eine Lyrik, die die Naturschönheit genauso beschreibt wie die Verheerungen unseres Menschseins.
Neue Westfälische

Auf besonders reizvolle Weise wird die Stimmung in diesen Texten durch die Kaltnadelradierungen von Sabine Kahane untermalt. Ein wenig düster, aber immer mit sehr schwungvoller Strichführung. Immer in Bewegung – so wie der Dichter auf seinem Weg, dessen Stationen hier so poetisch gezeigt werden.
Markus Jäger / ekz. bibliotheksservice

Zerrissene deutsch-jüdische Identität, politisches Ressentiment, Vater-Sohn-Konflikt: All das, was man angesichts der Biografie von Chaim Noll vermuten könnte, springt einem in den Gedichten aus „Kolibri und Kampfflugzeug“ nicht unmittelbar entgegen, sondern schwingt – wenn überhaupt – in Untertönen mit. In kurzzeiligen Versen entwirft Noll präzise gefasste Momentaufnahmen, die sich aus unmittelbaren Beobachtungen und Erfahrungen ergeben zu scheinen.
Mirjam Kappes / KULTURPORT.DE

Leseprobe (pdf)

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