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Der Fall Brüsewitz. Staat und Kirche in der DDR

29,00 

Broschur, 680 Seiten

Am 18. August 1976 übergoss sich Oskar Brüsewitz auf dem Marktplatz in Zeitz mit Benzin und zündete sich an. Die ursprüngliche Kontroverse, ob der Pfarrer aus Rippicha nun ein Märtyrer im Kampf gegen den Kommunismus gewesen ist oder ein Psychopath, wurde nie geklärt.
Vierzig Jahre später geht Karsten Krampitz in seiner Promotionsschrift den Gründen dieser radikalen Tat und ihren Folgen nach. Er stellt fest: Nicht der öffentliche Feuersuizid war das die DDR erschütternde Ereignis, sondern die Reaktionen der Bevölkerung auf den Brüsewitz diffamierenden Kommentar im Neuen Deutschland »Du sollst nicht falsch Zeugnis reden« vom 30. August 1976.
Dieser eine Artikel im SED-Zentralorgan (flankiert von einem ähnlichen Kommentar im CDU-Blatt Neue Zeit) löste in der DDR-Gesellschaft eine Welle der Kritik und des Protests aus, die das Verhältnis von Staat und Kirche nachhaltig veränderte.

 

Inhalt

Vorwort
1. EINLEITUNG
1.1 Forschungsstand und Literatur
1.1.1 Das Bild der evangelischen Kirchen in der Nachwendezeit
1.1.1.1 Kirche der letzten Tage
1.1.1.2 Erinnerungsliteratur
1.1.1.3 Staat-Kirche-Forschung
1.1.2 Die Wahrnehmung der DDR-Kirchen in der frühen Bundesrepublik Deutschland in den 1980er-Jahren
1.1.2.1 Im Kontext der Medien und Sozialwissenschaften
1.1.2.2 EKD-Publizistik
1.1.3 Stasi-Debatte und Paradigmenwechsel in der Staat-Kirche-Forschung
1.1.4 Oskar Brüsewitz
1.1.4.1 Die Tat von Zeitz im Kontext der Stasi-/Stolpe-Debatte
1.1.4.2 Der historische Oskar Brüsewitz
1.1.5. Das „Spitzengespräch“ Schönherr-Honecker am 6. März 1978 als Folge der Selbstverbrennung von Oskar Brüsewitz
1.1.6 Die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen
1.2 Aufbau der Arbeit
1.3 Quellen und methodische Probleme
1.3.1 Oral History
1.3.2 Protestbriefe
1.3.3 Kirchen-, Partei- und MfS-Akten
2. DIE EVANGELISCHEN KIRCHEN IN DER DDR DER 1970ER-JAHRE
2.1 Exkurs: Gottesvergessenheit – zur Konfessionslosigkeit in Ostdeutschland
2.2 Autonomie und Handlungsspielräume der Kirchen im Kontext der Säkularisierung
2.2.1 Grenzen der Autonomie
2.2.2 Säkularisierung
2.2.3 Zwischen Opportunismus und Opposition
2.3 Weder Volkskirche noch bekennende Minderheitenkirche
2.4 Kirche im Sozialismus
2.4.1 Zeugnis- und Dienstgemeinschaft
2.4.2 Theologische Standortbestimmung ohne Suche
2.4.3 Der Thüringer Weg
2.4.4 „Christus befreit – darum Kirche für andere“
2.4.5 Nachtrag
3. DIE DDR IN DER FRÜHEN HONECKER-ÄRA
3.1 Der Machtantritt
3.2 Das Krisenjahr 1976
3.3 Bestandsaufnahme: Die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen in der ersten Hälfte des Jahres 1976
3.3.1 Die KPS im Überblick
3.3.2 Die KPS in der Innensicht
4. „WAHRHEIT UND LÜGE STEHEN BEIEINANDER“ – DIE SELBSTVERBRENNUNG DES PFARRERS OSKAR BRÜSEWITZ
4.1 Das Signal von Zeitz
4.1.1 Die Tat
4.1.2 Das Echo
4.2 Leben und Wirken von Oskar Brüsewitz
4.2.1 Der Prediger
4.2.1.1 Auf der Seite des Siegers
4.2.1.2 Oskar Brüsewitz – Ein religiöser Fundamentalist
4.2.1.3 Der andere Brüsewitz
4.2.1.4 Das Reich Gottes und der Bolschewismus
4.2.1.5 Freund und Feind, Licht und Finsternis
4.2.2 Biographische Spuren seiner Religiosität
4.2.2.1 Kindheit, Jugend und Nachkriegszeit
4.2.2.2 Übersiedlung in die DDR
4.2.2.3 Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde in Leipzig (1955-1960)
4.2.2.4 Die evangelische Gemeinde Weißensee (1960-1965)
4.2.2.5 Theologiestudium in Erfurt
4.2.2.6 Pfarrdienst in Rippicha 1969-1976
4.3 Das Dorf, die Stasi und der Superintendet
4.4 Nachtrag: Oskar Brüsewitz, der Kreiskirchenrat und das Magdeburger Konsistorium
5. REAKTION DER EVANGELISCHEN KIRCHE
5.1 Krisensitzung im Magdeburger Konsistorium am Abend des 18. August 1976
5.2 Erste Reaktionen des Kirchenkreis Zeitz
5.2.1 In den MfS- und SED-Akten
5.2.2 In den Kirchenakten
5.3 Der „Fall Latk“
5.4 Die Tat des Oskar Brüsewitz in den Medien
5.4.1 „Von abnormaler Handlung distanziert“ – Die SED-Medienpolitik und die ADN-Medlung vom 20. August 1976
5.4.2 Erste Erklärung der Magdeburger Kirchenleitung
5.4.3 Die ADN-Meldung
5.4.4 Die Reaktion der Kirchenbasis in den Briefen an das Magdeburger Konsistorium
5.4.4.1 Kritik an der Kirchenleitung
5.4.4.2 Theologische Auseinandersetzung mit der Tat
5.4.4.3 Kirche und Alltag in der DDR
5.5 „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden“ – Reaktionen auf die Kommentare im „Neuen Deutschland“ und in der „Neuen Zeit“ vom 31. August 1976
5.5.1 Briefe an die Redaktionen von ND und NZ
5.5.2 Ein Brief an das Zentralkomitee
5.5.3 Briefe an die Magdeburger Kirchenleitung
5.5.4 Die Gegendarstellung der Magdeburger Kirchenleitung und der „Brief an die Gemeinden“ der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen der DDR
5.5.5 Der „Brief an die Pfarrer“, ein Rundschreiben der KKL, das nie verschickt wurde
5.5.6 Der Kirchentag der KPS vom 17. Bis 19. September in Halle/Saale
5.6 Die 4. Tagung der II. Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR vom 24. bis zum 28. September 1976 in Züssow
5.6.1 Der Bericht der KKL
5.6.2 Die geschlossene Sitzung
5.6.3 Die Pressekonferenz
5.6.4 Erklärung der Bundessynode
6. DIE KIRCHENPROVINZ SACHSEN UND DER SED-STAAT IM HERBST 1976
6.1 Kirche in der ideologischen Diaspora
6.1.1 Fehlende „geistige“ Koexistenz
6.1.2 Glaube de jure und de facto in Kirche und Partei im Kontext der zunehmenden Ideologisierung der DDR-Gesellschaft
6.2 Die Herbstsynode der Kirchenprovinz Sachsen
6.2.1 Quellenproblematik
6.2.2 Manfred Stolpe im Vorgespräch zur Synode bei Staatssekretär Seigewasser am 26. Oktober 1976
6.2.2.1 Vermerk in den MfS-Akten
6.2.2.2 Das Gespräch Stolpe-Seigewasser in den Parteiakten
6.2.2.3 Postulat und Perspektive: Seigewassers Antwort auf Manfred Stolpe
6.2.2.4 Resümee
6.2.3 Zum Gespräch gebeten: Bischof Krusche am 27. Oktober 1976 beim Rat des Bezirkes
6.2.4 Erster Betrachtungstag der Synode: Bericht der Kirchenleitung
6.2.5 Geschlossene Sitzung
6.3 Ausblick
6.3.1 Stillstand und Gesprächsverweigerung
6.3.1.1 Widersprüche und Bigotterie der SED-Kirchenpolitik
6.3.1.2 Brief der Magdeburger Kirchenleitung an Hans Seigewasser
6.3.2 Die Kirchenprovinz Sachsen und die Biermann-Ausbürgerung
6.3.2.1 Von der Brüsewitz-Auseinandersetzung zum drohenden Dauerkonflikt mit dem Staat
6.3.2.2 Reaktionen in der Kirchenprovinz auf die Biermann-Ausbürgerung am 16. November 1976
6.3.2.3 Kurswechsel der Magdeburger Kirchenleitung
6.3.3 Der Kirchenkreis Zeitz nach Brüsewitz
6.3.3.1 Das Grab
6.3.3.2 Helferrufe von drüben
6.3.3.3 Der Operative Vorgang „Untergrund“
7. SCHLUSSBETRACHTUNG
7.1 Oskar Brüsewitz
7.2 Reaktionen nach dem 18. August 1976
7.3 Das Staat-Kirche-Verhältnis infolge der Selbstverbrennung des Oskar Brüsewitz
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
8. QUELLENVERZEICHNIS
9. LITERATURVERZECHNIS
Monografien/Sammelbände
Aufsätze/Artikel/Vorträge
In der Dissertation verwendete Artikel ohne Namensangabe

 

Analytisch überzeugend schafft es Karsten Krampitz, zwei Seiten des Brüsewitz miteinander zu vereinen: Psychisch krank und zugleich politisch motiviert soll der Pfarrer gewesen sein. So entkräftet der Historiker die alte, ideologiegetränkte Deutung durch Ost und West mit wissenschaftlicher Sachlichkeit.
Philine Sauvageot / Deutschlandfunk – Büchermarkt

Krampitz gehört zu den besten Kennern der DDR-Spätphase …
Christian Schröder / Der Tagesspiegel

Den Fall Brüsewitz hat Krampitz nicht nur im Buch „1976 – Die DDR in der Krise“ kurz, aber erhellend geschildert. In seiner 700 Seiten starken Dissertation, verteidigt an der Humboldt Universität Berlin und mit dem Prädikat Magna cum laude bewertet, befasst sich der Historiker so umfassend mit Brüsewitz wie wohl kein Zweiter hierzulande. Der Schwerpunkt liegt auf den Reaktionen, die die Tat auslöste.
Thomas Mayer / Leipziger Volkszeitung

Da ist viel Neues zu erfahren.
Karl-Heinz Gräfe / neues deutschland

Dass Karsten Krampitz mit seiner Dissertation Das Verhältnis von Staat und Kirche in der DDR infolge der Selbstverbrennung des Pfarrers Oskar Brüsewitz am 18. August 1976 wichtige Quellen erstmals zum Sprechen gebracht hat, zeigt die Vielseitigkeit seiner Begabung, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er primär ein geborener, ja begnadeter Erzähler ist.
Andreas Heckmann / Am Erker. Zeitschrift für Literatur

Karsten Krampitz ist ein Brüsewitz-Experte. Wie kein Zweiter kennt der Berliner Historiker den Fall des evangelischen Pfarrers von Rippicha (Burgenlandkreis), Oskar Brüsewitz, der sich am 18. August 1976 vor der Zeitzer Michaeliskirche aus Protest gegen das SED-Regime mit Benzin übergoss, selbst anzündete und vier Tage darauf den Verbrennungen im Krankenhaus Halle-Dölau erlag, isoliert von Familie und Freunden.
Christian Eger / Mitteldeutsche Zeitung

Mit dem Fall Brüsewitz begann der Untergang der DDR – Krampitz liefert interessante Fakten.
Roland Mischke / Saarbrücker Zeitung

Sein gut lesbarer, weil an den handelnden Personen orientierter Vortrag, ist teilweise geradezu getrieben von den Dokumenten und Zeugenbefragungen. Immer wieder scheint die Freude durch, Naheliegendes gefunden zu haben, was andere, von ihren zeithistorischen Umständen und politischen Absichten geleitet, nicht entdeckten oder veröffentlichten. So entfaltet der Autor ein Stück deutsch-deutscher Kulturgeschichte an einer politischen Wendestelle sowohl der evangelischen „Kirche im Sozialismus“ (Bund Evangelischer Kirchen in der DDR, BEK) als auch der Restriktionen von SED und Staatssicherheit.
Horst Groschopp / hpd – Humanistischer Pressedienst 

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