Herausgegeben von Thomas Keck
Mit einem Nachwort von Stefan Ripplinger
Tonio und Franz lieben sich, Bruno und Paul lieben sich auch. Die jungen Männer demonstrieren für
den Frieden und singen, sie werden politisch aktiv oder nicht, sie gehen was trinken, sie lesen und
lümmeln. Ronald M. Schernikau hat in diesem Buch, das er Mitte der 80er-Jahre publizieren wollte und
das erst als Einlage in „legende“, veröffentlicht werden konnte, der Schwulenbewegung Westberlins
ein Denkmal gesetzt. Und er geht der Frage nach, ob man mehr als einen Menschen lieben kann.
„tonio trifft franz. franz geht die treppe hoch, tonio geht sie runter. tonio dreht sich nach franz um,
franz lacht und bleibt stehn. tonio traut sich nicht und geht weiter. franz kehrt wieder um. dann rennen
tonio und franz über eine straße lachend. es ist ganz hell und sommer, und auf der straße kaufen
viele leute ein. es ist eine fußgängerstraße. franz reißt tonio mit mit seinem lachen. eigentlich wollte
tonio nämlich stark sein. tonio wollte heute nicht auf die klappe gehn. aber er ging doch und hat auf
der treppe dahin franz getroffen.“
Das ist das wenige, das viel erreicht: ein radikaler Sprachminimalismus, der das Bild mehr evoziert denn zeichnet, dichtgedrängte Wirklichkeitserfassung bei möglichst geringer Zahl der möglichst simplen Wörter, eine Reduktion des Erzählens auf die Kraftlinien des Geschehens – als hörte man dem Weltgeist beim Widerspiegeln zu.
André Thiele / Frankfurter Allgemeine Zeitung
Eine schöne, kurzweilige Prosa, die die Anfänge der 80er Jahre aufleben lässt, stilistisch wie inhaltlich. Und die zeigt, dass diese Heterotopie durchaus noch aktuell ist. „So schön“ ist nicht nur ein Buch für Schernikau-Fans, sondern auch ein idealer Einstiegstext für jene, die den Schriftsteller noch nicht kennen sollten. Es lohnt sich garantiert!
Angelo Algieri / queer.de
Das Schöne an Ronald M. Schernikaus Texten ist, dass er die Naivität nicht scheut. Doch nie ist diese Naivität Schönfärberei oder Weltflucht, vielmehr zeigt sich der Autor als verletzlicher, aber doch auch sehr sanfter Beobachter der Dinge, wie sie nun einmal sind. Er betrachtet – auch wenn das nun wieder naiv klingen mag – die Menschen mit Liebe.
Tina Manske / CULTurMAG. Literatur, Musik & Positionen
Die ziselierte Miniatur war Schernikaus Metier. Viele prosaische und essayistische Varianten weisen seine Meisterschaft aus.
Robert Best / junge Welt